G 9 bringt Stadt in Not

Umstellung an den Gymnasien 2019 ist vor allem baulich eine Herausforderung, denn es fehlt Platz für Erweiterungen. Was wird aus dem Luisen-Gymnasium — kommt der Umzug?

Foto: Melanie Zanin

Wenn im Sommer 2019 die Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit (G9) wirksam wird, werden wohl alle 18 städtischen Gymnasien diesen Schritt mitmachen. Bislang hat keine Schule sein Veto-Recht für einen Verbleib bei „G8“ angemeldet. Und dabei dürfte es auch bleiben, auch wenn die „Meinungsbildung in den Gymnasien wohl noch andauert“, wie Schuldezernent Burkhard Hintzsche in einer aktuellen Informationsvorlage für den morgen im Rathaus tagenden Schulausschuss mitteilt.

Allenfalls am Niederkassler Cecilien-Gymnasiun sollen — vereinzelte — Wünsche laut geworden sein, es bei der achtjährigen Regelschulzeit zu belassen. Aber auch dort ist die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit in der Schulkonferenz (bestehend aus gewählten Vertretern von Lehrer- und Elternschaft) nicht in Sicht.

Was sich genau in Bezug auf Unterricht und Stundentafel für die G9-Schüler ändert, steht noch nicht endgültig fest. Das Schulministerium hat jedoch erste Eckpunkte formuliert. So soll die zweite Fremdsprache in der Regel wieder in Klasse 7 dazukommen, eine etwaige dritte im Wahlpflichtunterricht in der „Neun“. Ansonsten soll das gewonnene Schuljahr in der Sekundarstufe I, die künftig wieder sechs Jahre umfasst, einer verbesserten Bildung in den „Mint“-Fächern (Mathe, informatik, Naturwissenschaften), Wirtschaftslehre und natürlich in Sachen Digitalisierung dienen. Nicht nur Wolfgang Scheffler (Grüne), der Vorsitzende des Schulausschusses, hofft, dass es dabei nicht bleibt: „Es wäre wichtig, wenn man die Einführung von G9 wirklich als Chance dafür nutzen würde, mehr neue Inhalte, aber auch Lehr- und Lernformen zu etablieren.“

Was viele als pädagogischen Segen empfinden, der den Schülern wieder mehr Luft und Zeit gibt, stellt die Stadt als Schulträger vor große Herausforderungen. Der zusätzliche Raumbedarf gehe in Düsseldorf über das hinaus, was das Land veranschlage, heißt es in der Vorlage von Stadtdirektor Hintzsche. Wenn auch die erste Jahrgangsstufe 13 erst 2026/27 in den Gymnasien sei, stelle der zusätzliche Jahrgang in der Sekundarstufe I die eigentliche Veränderung dar — wenn 2023 dazu auch wieder die 10. Klassen gehören. Zumal eine normale Klasse im Schnitt 29 Schüler habe, ein Oberstufenkurs aber nur 19.

Deshalb hat die Stadt geprüft, welches Gymnasium 2023 einen zusätzlichen Sek-I-Jahrgang im Bestand unterbringen kann. Das ernüchternde Ergebnis: keins. An der Schmiedestraße soll nun der Neubau, am Comenius-Gymnasium der Erweiterungsbau noch größer ausfallen als bislang geplant. An allen anderen Gymnasien wird eruiert, ob Erweiterungen und Umbauten oder gar die Errichtung von Dependancen an anderer Stelle helfen können. Aber auch da ist nicht viel drin, da bereits für die Erhöhung der Klassenzüge an etlichen Standorten alle Platzreserven gehoben worden sind. Notfalls muss die Zügigkeit hier oder dort wieder reduziert werden, was den betroffenen Schulen zwar sicher gefallen würde. Für die Stadt wird dann aber der Bau eines Gymnasiums oder zwei ganz neuer Gymnasien zwingend.

Unklar ist weiterhin, wie und vor allem wo es mit dem Luisengymnasium weitergeht. Wie berichtet, gibt es Überlegungen, die räumlich beengte Schule aus der Innenstadt an die Völklinger Straße in Bilk zu verlagern, wo die Stadt ein neues Gymnasium bauen will. Für die CDU verlangt Constanze Mucha im Schulausschuss in einer Anfrage Klarheit für Lehrer, Schüler und Eltern: „Wir möchten wissen, ob der Altbau an der Bastionstraße auch künftig für eine schulische Nutzung am Luisen- oder als Erweiterung des benachbarten Görres-Gymnasiums genutzt werden kann“, sagt Mucha, zudem will man mehr zum neuen Schulstandort an der Völklinger Straße erfahren. Klar ist, dass die Stadtspitze dem „Luisen“ einen Umzug empfiehlt — vor allem wegen fehlender Raumkapazitäten und Entwicklungsmöglichkeiten an der Bastionstraße, insbesondere angesichts einer Rückkehr zu G9. Aber natürlich ließe sich das Grundstück in bester Innenstadtlage gewiss auch für viel Geld verkaufen. Am „Luisen“ selbst ist und bleibt das umstritten, im Lehrerkollegium und in der Elternschaft. In der Schulkonferenz sollte es laut Insidern aber eine Mehrheit für den Umzug geben.