Germany’s next Topfpflanze ist ein kleiner, grüner Kaktus
Casting: Moderatorin Nina Ruge verlieh am Mittwoch den Preis für die schönste Zimmerpflanze in Düsseldorf. Eine herzige Freakshow.
Düsseldorf. Menschen, die mit ihren Zimmerpflanzen sprechen, werden gemeinhin in einen Topf mit jenen geworfen, die den Kühlschrank mit Katzenbildchen pflastern. Vielleicht gehören sie da auch hin. Aber ein Casting der anderen Art hat jetzt bewiesen, dass es in Zeiten des Wegwerf-Ficus aus dem Supermarkt noch Raum gibt für die Verehrung des Grüns auf der Fensterbank. Im Medienhafen kürte man am Mittwoch "Germany’s next Topfpflanze": ein kleiner, grüner Sternkaktus.
Gestartet hatte den Wettbewerb unter dem Titel "Miteinander wachsen: Meine Pflanze gibt mir mehr" das Blumenbüro Holland mit Sitz in Düsseldorf - und das meinte die Sache durchaus ernst. Pflanzen, sagt Geschäftsführer Frank Teuber, seien Ausdruck der Lebendigkeit, Verbindung von Natur und Hedonismus in einer modernen Welt.
Und: "Der Mensch sieht in der Pflanze einen Lebenspartner", sagt Teuber. Und er fand tatsächlich Menschen in Deutschland, die es genauso ernst meinen. Rund 100 Bewerbungen gingen ein. Darunter ein Herr, dessen Palme ihn auf dem Beifahrersitz seines Autos ins Büro und in den Urlaub begleitet. Und eine junge Berlinerin, die ihr Zimmer nicht über 16 Grad heizt, weil dies ihrer Zimmertanne schaden könnte.
Die drei Finalisten immerhin, die Mittwochabend im Restaurant Gehry’s geehrt wurden, pflegen ein Verhältnis zu ihren Pflanzen - die selbstredend als Begleitung zugegen waren -, das zumindest nicht als ungesund bezeichnet werden kann. Zwar hat der junge Berliner Len den Blumentopf seiner Orchidee in einen Winter-Überzug aus Fell gesteckt. Dieser ist aber ebenso ein Geschenk gewesen wie die Zierpflanze selbst. Von der Mutter seines besten Freundes - als Trost gegen das Fernweh nach seinem Thailandurlaub. Herzig. Geschenkt wurde auch die Gewinnerpflanze: Alexandra Migge aus dem Sauerland bekam den Sternkaktus vor vier Jahren zum Geburtstag von einer Freundin mit den Worten: Harte Schale, weicher Kern - wie du. Auch herzig, wenngleich nicht ohne Beigeschmack.
Ständig streichelt Alexandra über die Stacheln ihres Kaktus’. Er ist ihre einzige Pflanze. "Ein Einzelkind und sehr verwöhnt", sagt sie lachend. Ihrer Pflege und Liebe verdankt es das schlichte Pflänzchen wohl, dass es sich im Finale gegen zwei schlanke, farbenfrohe Orchideen durchsetzen konnte.
Dafür gab es Glückwünsche von Jurorin Nina Ruge. Die Moderatorin ist eigentlich Bio-Lehrerin - und hatte schon als kleines Mädchen ein eigenes Blumenbeet im heimischen Garten. Zudem pflegt sie noch heute eine Palme und einen Wacholder, die sie sich einst - jung und unprominent - in die erste eigene Wohnung stellte. Ihr Weihnachtsbaum allerdings ist aus Plastik. Sterbende Pflanzen mag die TV-Frau nicht.