Jurist frisierte seine Examensnote
Mann wurde zu zehn Monaten auf Bewährung verurteilt.
Düsseldorf. Mehr als 100 Bewerbungen hatte er geschrieben, in den meisten Fällen nicht einmal eine Bestätigung über den Erhalt der Unterlagen erhalten. Da entschied sich der 32-jährige Jurist, einen anderen Weg zu gehen. Er fälschte die Noten seiner beiden Staatsexamen, machte per Photoshop aus "ausreichend" ein "voll befriedigend".
Mit den geschönten Zeugnissen bewarb er sich auf verschiedene Stellen, eine Großkanzlei stellte ihn ein. Für Tino G. ein Sechser im Lotto: Die renommierte Kanzlei zahlt ihren Angestellten ein Jahresgehalt von 100.000 Euro. Am Dienstag wurde Tino G. wegen Betrugs vom Amtsgericht zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Neun Monate konnte Tino G. den Schein aufrechterhalten. Dann jedoch scheiterte er an einer Aufgabe. Auf Englisch sollte er einen Entwurf bearbeiten. "Ich hatte keine Ahnung, was ich da tue", sagte Tino G. am Dienstag. Ein Mitarbeiter aus der Kanzlei wurde misstrauisch. "Der Entwurf war unbrauchbar. Das hätte mit seinen Examensnoten nicht sein dürfen", sagte er am Dienstag. Ein Kollege informierte sich beim Justizprüfungsamt über die Abschlussnoten des Angeklagten. Da flog alles auf.
Doch der Jurist wollte sich mit seinen wahren Zeugnisnoten nicht abfinden. Noch zweimal bewarb er sich mit den gefälschten Unterlagen, wurde von der Stadt Kamp-Lintford angestellt. Erst durch die Staatsanwaltschaft wurde die Stadt auf den Betrug aufmerksam.
Erst nach einer weiteren Bewerbung zog Tino G. die Notbremse: "Mitten in der Nacht rief ich an und zog meine Bewerbung zurück." Mittlerweile lebt Tino G. von Hartz IV und bewirbt sich weiter - mit den wahren Noten, wie er beteuert. Der Richter: "Sie sollten ehrlich bleiben, unabhängig davon, wie hart es auf dem Arbeitsmarkt ist."