Publikation: Wie Künstler sich vermarkten

Nadine Müller schreibt über Kunst & Marketing in der Düsseldorfer Malerschule.

Düsseldorf. Strippenzieher gab es schon im 19. Jahrhundert, nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Kunst. Die Düsseldorfer Maler und Grafiker waren darin beispielhaft. Sie besaßen eine Dachmarke namens Düsseldorfer Malerschule, und sie vermarkteten ihr Werk aufs Beste. Nadine Müller verfolgt auf 334 Seiten "Kunst & Marketing" der Düsseldorfer Künstler von 1826 bis 1860.

1826 übersiedelte Wilhelm Schadow als Akademie-Direktor von Berlin nach Düsseldorf, verschaffte seinen Studenten durch Meisterateliers ökonomische Vorteile und empfahl ihnen ein neues Image. Sie trugen nun kurzes Haar und ein feines Habit mit Kopfbedeckung und Halstuch, denn so konnten sie potenzielle Kunden allein schon durch ihr Erscheinungsbild überzeugen.

Schadow war ein kluger Kopf. 1829 wurde dank seiner Anregung der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen gegründet, und die Verkaufszahlen der Kunstwerke stiegen. Nadine Müller spricht von "Netzwerkstrategien", die einem modernen Marketing entsprechen.

Künstler planten Events, Malkasten-Feste und Umzüge, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. Sie zielten sehr genau auf jene kleine Oberschicht aus Adel, Großbürgertum, Bankiers und Fabrikanten ab, die das nötige Kleingeld mitbrachten, um ihre Werke zu kaufen.

Am Beispiel von Robert Reinick (1805 bis 1852) zeigt die Autorin, wie das ablief. Reinick veröffentlichte 1837 "Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde". Das Konvolut erschien als aufwändiger Prachtband in tausend Exemplaren. Der Künstler besorgte die Vorfinanzierung, warnte zögerliche Sammler vor späteren Preissteigerungen und erzielte schließlich 1600 Reichtstaler als Reingewinn. Eine ungeheure Summe, von der eine fünfköpfige Handwerkerfamilie acht Jahre lang hätte leben können.

Die Künstler verkauften ihre Werke 1849 über den Konsul Johann Gottfried Boeker nach New York. Boeker nahm Eintrittsgeld für die Ausstellungen der Düsseldorfer Maler. Nicht immer kam allerdings der Erfolg in barer Münze zurück. Adolph Schroedter etwa holte seine Bilder aus New York zurück. Trotz seines schönen Signets, eines Korkenziehers, fand er keinen Abnehmer.