Gerresheim will den Bürgersaal
Was soll in den Plus-Markt Am Wallgraben? Bürger und Politiker sind für einen Kompromiss.
Düsseldorf. In Gerresheim gibt es über hundert Vereine, von denen viele nach einem Bürgersaal verlangen. In der ehemaligen Begegnungsstätte am Neusser Tor befindet sich nun ein "Zentrum plus" für Senioren in beengten Verhältnissen. Daher bestimmten sowohl der Wunsch nach einem Bürgersaal als auch der nach einem neuen Mittelpunkt für alte Menschen gleichermaßen die Diskussion am WZ-Bus, der auf dem Wochenmarkt am Neusser Tor stand.
Petra Wienß, neue Leiterin des Altenzentrums für den gesamten Stadtbezirk 7 (Gerresheim, Grafenberg, Hubbelrath), meinte klipp und klar: "Ich kann ein solches Zentrum, das von der Stadt gewollt ist, nur umsetzen, wenn es dafür Räume gibt. Wir brauchen einen Saal, mindestens zwei Gruppenräume, einen Raum fürs Internet-Café, Büroräume für das Netzwerk und den ökumenischen Hilfsdienst sowie ein Büro für mich. Dies soll alles unter einem Dach sein, der leerstehende Supermarkt am Wallgraben ist ideal dafür."
Reimund Heller, der sich auch im Netzwerk Gerresheim engagiert, und Kurt Jensen sind derselben Meinung. Die jetzigen Räume im Bezirksrathaus seien dafür überhaupt nicht geeignet. Lydia Jensen fordert: "Es muss eine schnelle Lösung her. Die Politik sollte das nicht zerreden."
Herbert Tadde, Sprecher des Netzwerks Gerresheim, bringt für seine Senioren entweder die frei werdende Begegnungsstätte oder den ehemaligen Supermarkt ins Spiel. Die jetzige Situation sei jedenfalls unhaltbar, meint auch Horst Braun: "Wer eine Gehhilfe hat, kommt nur schwer ins Rathaus hinein." Er hofft deshalb auf eine schnelle Entscheidung für den Plus-Markt.
Wochenmarkt-Beschickerin Maria-Luisa Wionczeck hofft auf einen großen Raum, "wo Junge und Alte auch tanzen können. Das wird doch immer beliebter." Ludwig Pollander denkt an die vielen Vereine und Gruppen im Stadtteil: "Auch sie haben Raumnot. Für die sollte man etwas tun." Allzu großen Festesfreuden erteilte allerdings Verwaltungsstellenleiter Siegfried Pietzka einen Dämpfer: "Über dem Supermarkt wohnen Mieter, die müssen geschützt werden. Nach 22 Uhr ist kein Lärm erwünscht."
Die beiden großen Parteien CDU und SPD hatten sich am Vortag getroffen, um die Positionen für ein Seniorenzentrum und einen Bürgersaal abzustecken. Zum WZ-Bus brachten Bezirksvorsteher Hanno Bremer (CDU), sein Stellvertreter Wilhelm Döring und SPD-Sprecher Karsten Kunert ihren frisch formulierten interfraktionellen Antrag mit, dem sich sofort Toni Mörger von den Grünen anschloss: "Die Stadt soll Verhandlungen mit dem Immobilienbesitzer am Wallgraben aufnehmen, die Räume langfristig anmieten und ein Nutzungskonzept erstellen."
Sie hoffen, dass sie mit ihrem Wunsch auch die Mehrheit im Rat finden. Nur die FDP wollte sich dem Antrag nicht bedingungslos anschließen. Sönke Willms-Heyng betonte, dass die Seniorenarbeit Priorität vor dem Bürgersaal habe. Er wusste vor allem, was er im Supermarkt nicht haben möchte: "Wir wollen dort keine Stadtteilbücherei, kein Gerresheimer Privatmuseum und keine Räume für die Fraktionen und den Bezirksvorsteher haben." SPD-Ratsherr Rudolf Halberstadt brachte noch eine erweiterte Bürgersaal-Planung mit einem Rathaus-Anbau ins Spiel: Wir brauchen keine Schnellschüsse." Diese Verzögerung lehnte nicht nur Rotraut von Dechent (CDU) ab: "Der Plus-Markt ist die einzige Möglichkeit, schnell Räume für Senioren und Vereine zu schaffen. Die müssen wir nutzen."