NRW Geteilte Reaktionen auf Wehrhahn-Entwürfe

Stadtmitte · Der Investor Signa hat sechs Vorschläge für den alten Kaufhof präsentiert, die Höhen stoßen auf viel Kritik.

Entwurf 5 ist 115 Meter hoch. Die Oper belegt den unteren Block (26 Meter hoch), darüber liegen Studio- und Stadtbühne sowie Büros.

Foto: Signa / Büro BIG

Die Entwürfe für den ehemaligen Kaufhof am Wehrhahn werden von der Politik gemischt aufgenommen. Sie wurden am Dienstagabend beim dritten Bürgerdialog für den Wehrhahn präsentiert. Auf Erstaunen und Skepsis stößt einerseits die Höhe der Vorschläge, andererseits findet einer der beiden Entwürfe, bei denen die neue Oper integriert wird, Interesse. Dieses ist aber verhalten. „Nur den Entwurf fünf lehne ich nicht gleich ab, ich würde mich damit zumindest weiter beschäftigen“, sagt Alexander Fils (CDU), der den Planungsausschuss leitet und kulturpolitischer Sprecher seiner Fraktion ist. Fils ist ein wenig verwundert über den Höhenrausch der Architekten, „denn es ist mehrfach gesagt worden, dass ein Hochhaus an dieser Stelle keineswegs gesetzt ist“.

Architektenbüro ist bekannt
für spektakuläre Entwürfe

Der Kaufhof gehört der Signa-Gruppe von Immobilien-Multi René Benko. Sie hat das international tätige Büro BIG beauftragt, das von Bjarke Ingels gegründet wurde und mittlerweile rund 500 Architekten beschäftigt. Es ist bekannt für spektakuläre und nachhaltige Entwürfe, die viel aus den Grundstücken herausholen und bei Investoren auch deswegen beliebt sind. Seit eineinhalb Jahren beschäftigt sich BIG mit dem Wehrhahn, was dem präsentierenden Architekten Jakob Sand auch anzumerken war. Die Entwürfe zeigen Bauten noch ohne Fassadengestaltung, die zwischen 94 und 186 Meter hoch sind, vor allem die hohen Solo-Türme stoßen bei den Politikern auf Ablehnung. „Katastrophe“ lautete der spontane Kommentar von Markus Raub (Fraktionschef SPD/Volt). Ursprünglich sei für ihn die benachbarte Marienkirche mit 74 Metern die Grenze des Machbaren gewesen, er wolle sich aber keiner Diskussion verschließen.

„Das Dreischeibenhaus sollte aber nicht übertroffen werden, das wäre am Wehrhahn das Äußerste der Gefühle“, so Raub. Das Dreischeibenhaus ist 94 Meter hoch, der höchste Turm in Düsseldorf ist das Arag-Haus mit knapp 125 Metern. Für FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus wäre es nicht schlimm, wenn die Marienkirche überragt würde, Astrid Wiesendorf (Grüne) meint dagegen, dass die BIG-Entwürfe zu massiv seien und Düsseldorf überforderten.

Die Höhe hat mit der Ausnutzung des mehr als 8000 Quadratmeter großen Grundstückes zu tun. Heute haben das Kauf- und das zugehörige Parkhaus inklusive Nebenflächen 65 000 Quadratmeter Fläche, die sechs Entwürfe kommen laut Signa auf bis zu 75 000 Quadratmeter. Allerdings ist dort eine neue Tiefgarage noch nicht enthalten, überträgt man die Fläche des Parkhauses, kämen 20 000 Quadratmeter hinzu, so dass Signa auf rund 100 000 Quadratmeter käme. Fils geht angesichts der Entwürfe sogar von einer Verdopplung der Flächen im Vergleich zu heute aus.

Signa hat auf Wunsch der Stadt zwei Entwürfe anfertigen lassen, die eine neue Oper integrieren. Entwurf fünf mit vier Baukörpern übereinander findet bei den Politikern Interesse, hier wird architektonische Qualität gesehen. Die ersten drei Baukörper sind 70 Meter hoch, über der Oper befinden sich ein Restaurant und eine Studiobühne, darüber folgt eine Stadtbühne, die Dächer sind begrünt. Ganz oben thront ein 35 Meter hoher Bürokomplex, der für die Refinanzierung wichtig wäre, aber natürlich könnte man die Höhe von 115 Metern auch kappen.

Fils bringt das Modell ins Spiel, dass Signa im Rahmen eines Deals die heutige Oper an der Heinrich-Heine-Allee erhalten könnte. Auch Raub und Neuenhaus bescheinigen Entwurf fünf Potenzial. Die Schadowstraße und die Innenstadt würden durch die Oper an dieser Stelle gewinnen, sagt der Liberale. „Aber die Qualität muss stimmen und die Oper dem Konzept zustimmen.“

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) spricht von mutigen Entwürfen, die der „Stadtentwicklung Düsseldorfs einen weiteren wichtigen Impuls geben könnten“, so IHK-Geschäftsführerin Marion Hörsken. Der Standort sei der Startpunkt des Rheinboulevards, es wäre schön, wenn dort ein Leuchtturm mit vielleicht sogar internationaler Strahlkraft entstünde. Ein standortgerechter Nutzungsmix und ein attraktives Umfeld seien zudem wichtig.