Benachteiligung von Frauen Gleichstellungsbeauftragte Wilfart: „Wer zu Hause bleibt, hat weniger Rente“
Gleichstellungsbeauftragte Elisabeth Wilfart sieht für Hausfrauen viele Nachteile.
Düsseldorf. Der Weltfrauentag ist ein willkommener Anlass, sich einmal Gedanken zur Rolle der Frau und ihren Benachteiligungen hier und überall sonst auf der Welt zu machen. Elisabeth Wilfart setzt sich das ganze Jahr damit auseinander: Sie ist die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt.
Frau Wilfart, würden Sie gerne öfter zum Interview gebeten werden als anlässlich des Weltfrauentages?
Elisabeth Wilfart: (Lacht) Wissen Sie, wenn ein Thema noch einen Tag braucht, dann ist es wohl noch bedürftig. Würden wir an allen Tagen Gleichberechtigung leben, bräuchte es diesen einen Tag im Jahr gar nicht.
Was sind die Probleme, denen Frauen hier in Düsseldorf ausgesetzt sind?
Wilfart: Zu einem großen Teil sicherlich häusliche Gewalt. Ich bin seit 14 Jahren Gleichstellungsbeauftragte, und die Zahlen sind nach wie vor alarmierend. Generell lässt sich sagen, dass in 80 Prozent der Fälle von Gewalt zu Hause Frauen die Opfer sind. Ich erlebe aber, dass das Thema immer weniger tabu ist. Frauen sind eher bereit, sich Hilfe zu holen, etwa bei der Frauenberatungsstelle.
Wo bestehen noch Schwierigkeiten für Frauen?
Wilfart: Im Bereich der Familienarbeit. Frauen, die zu Hause bleiben oder weniger arbeiten, um die Kinder zu versorgen, sind oft von Armut bedroht. Wer weniger arbeitet, bekommt weniger Rente. Und wer einmal aus dem Job raus ist, hat oft Probleme, den Wiedereinstieg zu schaffen.
Sind Frauen dadurch nicht finanziell abhängig von ihren Männern?
Wilfart: Ganz genau. Wenn die Scheidung kommt, stehen Frauen oft vor massiven finanziellen Problemen. Sie haben sich meist um die Kinder gekümmert. Das ist nach wie vor die Rollenverteilung bei den meisten Familien. Zum einen ist das eine wirtschaftliche Gefahr für Frauen. Zum anderen zeigt das, dass es immer noch schwer ist, Familie und Beruf zu vereinbaren. Zum Wiedereinstieg bietet das Gleichstellungsbüro Beratungen an.
Und was kommt nach der Trennung?
Wilfart: Alleinerziehende Mütter sind stark armutsgefährdet. Dazu kommen dann die Schwierigkeiten im Alltag, wenn sie berufstätig sind. Wenn das Kind krank wird, zum Beispiel. Da kommt es sehr auf den Arbeitgeber an.
Wie entwickelt sich diese bekannte Problematik?
Wilfart: Es gibt durchaus Grund zur Hoffnung. Eine aktuelle Studie unter Eltern von kleinen Kindern ergab, dass 75 Prozent dieser Paare der Meinung war, dass beide Partner sich gegenseitig unterstützen sollten. Erziehung und Hausarbeit sind Arbeit, das kommt langsam in den Köpfen an.
Wie sieht es mit Frauen in Spitzenpositionen aus?
Wilfart: Bei den Düsseldorfer Dax-Unternehmen folgendermaßen: Bei Henkel sitzen eine Frau und fünf Männer im Vorstand. Im Aufsichtsrat sind es sechs Frauen und 10 Männer. Bei Vonovia sitzt keine Frau, dafür vier Männer im Vorstand. Im Aufsichtsrat sind es vier Frauen und acht Männer.
Hat sich durch die Zuwanderung etwas im Bereich Frauenarbeit verändert?
Wilfart: Ja, wir haben extra einen Arbeitskreis für diese Frauen eingerichtet. Es geht um Unterbringung, medizinische Versorgung, Gewalt und Sicherheit.