Groß-Projekte: Investoren an der Schmerzgrenze

Die neue Rechtslage macht den Investoren Sorgen. Bankhaus prüft Alternativen zum Kö-Bogen.

Düsseldorf. Die Stadtplaner sind um ihren Job derzeit nicht zu beneiden. Völlig unerwartet stehen sie plötzlich vor einem riesigen Problem. Grund ist ein Beschluss des Düsseldorfer Oberlandesgerichtes vom Juni. Demnach muss der Verkauf öffentlicher Grundstücke unter bestimmten Umständen europaweit ausgeschrieben werden. Der Städtetag wertete dies per Rundschreiben Anfang August als "völlige Änderung der Rechtslage" - woraufhin in Köln der Verkauf betroffener Grundstücke sofort gestoppt wurde. Die WZ berichtete damals ausführlich, doch die Düsseldorfer Verwaltung hielt sich mit einer Wertung zurück - man werde prüfen. Inzwischen räumt sie ein, dass der Beschluss erhebliche Folgen hat: Bei gut 40 Grundstücken ist der geplante Verkauf angehalten worden. Für einige Flächen wird konkret eine europaweite Ausschreibung vorbereitet, etwa für den Kö-Bogen.

Victoria sowie Trinkaus & Burkhardt drängen auf ein zügiges Verfahren

Darum geht es: Bislang war es durchaus üblich, dass ein Investor Interesse an einem Grundstück anmeldet, eine Planung vorlegt - und hofft, dass die Stadt sie akzeptiert und ihr Grundstück verkauft. So geschehen etwa bei der geplanten Erweiterung der Victoria-Versicherung am Golzheimer Friedhof. Wenn aber ausgeschrieben werden muss, kann es sein, dass ein ganz anderer Investor zum Zuge kommt und die bisherige Planung nur noch für den Mülleimer taugt. Noch sind sich die Juristen nicht einig, was genau geschehen wird. Doch bei den potenziellen Investoren in Düsseldorf macht man sich große Sorgen. "Das ist ein ganz heißes Thema", sagt Lothar Köhl vom Projektentwickler Frankonia. Das Unternehmen will zwei große Wohngebäude an der Speditionstraße bauen, die so genannten Königskinder. Nun warte man auf ein Signal der Stadt, wie es weitergehen soll. Der Victoria geht es ähnlich, dort aber sieht man sich auch noch unter Zeitdruck: "Bei uns laufen die Uhren nicht unendlich", sagt Sprecher Stephan Kronenberg. "Wir brauchen den zusätzlichen Büroraum, weil wir aus allen Nähten platzen. Und wir brauchen das Rechenzentrum." Er habe gehört, dass eine europaweite Ausschreibung drei bis sechs Monate dauern könne. "Das wäre unsere Schmerzgrenze, sehr viel länger können wir nicht warten." Und was wäre, wenn die Victoria bei einer Ausschreibung nicht gewinnt? Kronenberg wehrt den Gedanken ab: "Wir sind noch guter Hoffnung, dass wir das Projekt hinkriegen." Auch beim Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt - potenzieller Investor für die Neubauten auf dem Jan-Wellem-Platz - denkt man in alle Richtungen. "Wir schauen uns jetzt auch nach Alternativ-Standorten in Düsseldorf um", sagt Sprecher Steffen Pörner. Man werde sich dem Wettbewerb stellen, wobei wichtig sei, dass das Verfahren zügig über die Bühne gehe. Dass der Grundstücksverkauf nun ausgeschrieben werden soll, habe man aus der Zeitung erfahren.

Die Bürgerinitiativen hoffen, dass die Karten nun neu gemischt werden

Derweil schnuppern die Kritiker Morgenluft: Die Bürgerinitiativen gegen die aktuelle Planung für Kö-Bogen und Victoria-Erweiterung hoffen, dass die Karten nun neu gemischt werden. "Wir nehmen die Entwicklung mit Freude zur Kenntnis", sagt Gisela Dapprich von der Bürgerinitiative gegen die Victoria-Erweiterung, denn: "An einem anderen Investor kann die Stadt kein Interesse haben. Sollte ein anderes Unternehmen mehr bieten als Victoria, kann die Stadt eigentlich nur noch entscheiden, den Verkauf insgesamt zu stoppen."