Grünes Licht fürs grüne Kraftwerk
Aufsichtsrat hat einstimmig den Neubau eines Gaskraftwerks im Hafen beschlossen. 2016 soll es in Betrieb gehen.
Düssledorf. So viel Konsens ist selten: Von Umwelt- bis zu Industrieverbänden, quer durch alle Parteien wurde begrüßt, was der Aufsichtsrat der Stadtwerke am Freitag auf den Weg gebracht hat. Einstimmig beschloss das Gremium den Bau eines neuen Gas- und Dampfturbinenkraftwerks im Hafen.
2016 soll das neue Kraftwerk in Betrieb gehen. Die Investitionssumme wird bei rund 450 Millionen Euro liegen. Eine detaillierte Planung gibt es bisher nicht, weil die Ausschreibung noch läuft. Wahrscheinlich aber ist, dass die Anlage eine Leistung von bis zu 600 Megawatt erreichen wird und sowohl Strom als auch Fernwärme erzeugt. Unter anderem wird daran gedacht, eine neue Fernwärme-Leitung unter dem Rhein ins Linksrheinische zu verlegen, um dort mehrere Neubaugebiete (z.B. Vodafone) anzuschließen. Der elektrische Wirkungsgrad des Gasblocks soll bei über 60 Prozent liegen (die deutsche Bestmarke bisher: 60,4 Prozent), durch die Kraftwärmekopplung ist ein Gesamtnutzungsgrad von bis zu 85 Prozent drin. Deshalb ist auch von einem „grünen“ Kraftwerk die Rede.
Er hängt vom Ergebnis der Ausschreibung ab, die im Frühjahr abgeschlossen sein soll. In der Politik geht man davon aus, dass vorbereitende Arbeiten in der ersten Jahreshälfte 2012 beginnen, so etwa der Abriss der alten Aktivkohlefilter. Wo sie stehen, könnte der Block gebaut werden.
Parallel dazu wird zwei Mal die Wirtschaftlichkeit überprüft: im März und im Juni 2012. Sollte die erwartete Rentabilität deutlich unter die Zielmarke von 13 Prozent fallen — etwa weil die Ausschreibung doch nicht die erwarteten Ergebnisse erbracht hat —, könnte das Projekt doch noch gestoppt werden. Damit rechnet allerdings niemand.
Grund dafür ist, dass der Standort Lausward aus mehreren Gründen als optimal gilt: Die Nutzung der Abwärme ist einer davon, die guten Kühlwasserbedingungen am Rhein ein anderer. Weil ein Gaskraftwerk leise und geruchlos arbeitet, gibt es keinerlei Kritik an dem Projekt.
Oberbürgermeister Dirk Elbers etwa freut sich über den „Ausbau der umweltfreundlichen Fernwärme“. Es handele sich um „eine gute Entscheidung“. Der BUND lobt das Projekt als „wichtigen Beitrag auf dem Weg zu einer klimaneutralen Landeshauptstadt“. IHK-Geschäftsführer Udo Siepmann sieht in der Entscheidung auch ein Signal von Mehrheitseigner EnBW, „dass man die Düsseldorfer Beteiligung als zukunftsfähig bewertet“. Udo Vogtländer von Verdi ist froh, dass das Unternehmen „auch in Zukunft an der gesamten Wertschöpfungskette beteiligt ist“.
Auch die Politiker jubeln: „Das stärkt den Standort“, sagt SPD-Fraktionschef Markus Raub. „Ein Pilotprojekt für die Energiewende“, sieht sein Kollege Norbert Czerwinski (Grüne). Und Manfred Neuenhaus (FDP) erinnert daran, dass im Hafen auch mal ein Kohleblock geplant war: „Gut, dass wir das verhindert haben.“
Mit dem Beschluss wurde ein langer Streit beendet: Bis 2009 hatten die Stadtwerke einen Kohleblock geplant, das hatte die Politik abgelehnt.