Interview: Axel Fuhrmann - „Ja, Handwerk ist teuer“

Der neue Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Axel Fuhrmann, über Polen, Image, Preise und Fachkräftemangel.

Herr Dr. Fuhrmann, wann haben Sie sich zuletzt so richtig über einen Handwerker geärgert?

Fuhrmann: Oh, das ist ein paar Jahre her. Es ging um die Sanierung meines Elternhauses in Unterbach. Von den 19 Gewerken waren 18 gut, nur der Betrieb für die Außendämmung hat einen Subunternehmer beauftragt. Und der hat Termine nicht eingehalten, die Qualität stimmte nicht und und und. Da habe ich mich richtig aufgeregt — persönlich und beruflich.

Das Image des deutschen Handwerkers ist nach wie vor schlecht. Es gibt unzählige Witze und Sketche wie den von Thomas Freitag, der den deutschen mit einem polnischen Handwerker vergleicht.

Fuhrmann: Ich weiß, und ich kenne auch den Freitag-Sketch. Natürlich ist der witzig — aber er ist eben krass übertrieben. Doch viele Leute schlagen sich auf die Schenkel und denken: Genau so ist es. Wir haben sehr am Image gearbeitet, die von Düsseldorf initiierte Werbekampagne seit zwei Jahren hat da viel bewirkt.

Aber sind besagte Polen nicht oft schneller und preiswerter?

Fuhrmann: Zunächst mal: Polen sind tolle Handwerker, sie haben ja eine jahrhundertealte Handwerkstradition, die hat selbst der Kommunismus nicht kaputtgekriegt. Wir pflegen eine Partnerschaft mit der Handwerkskammer Warschau schon seit den 70er-Jahren. Aber man muss bei einem Auftrag am Ende auch fragen: Was ist denn mit der Gewährleistung? Unsere Betriebe kriegt der Kunde auch nach einem halben Jahr noch dran, wenn etwas nicht stimmt.

Der Preis dafür aber ist hoch.

Fuhrmann: Wir müssen den Leuten sagen: Ja, professionelles Handwerk ist teuer. Sehen Sie, wir haben einen Personalkostenanteil von 70, 80 Prozent, beim Bau eines Autos sind es oft nur noch fünf Prozent. Im Handwerk kann man eben nicht so leicht rationalisieren, ich kann einen Kopf zum Haareschneiden schlecht nach Indien schicken.

Welche Hauptaufgaben sehen Sie sonst?

Fuhrmann: Der Umgang vieler Handwerker mit Kunden kann sicher noch besser werden, dafür werben wir bei den Betrieben. Und dann ist der Fachkräftemangel ein großes Problem. Wir müssen leistungsstarke junge Leute für Handwerksberufe begeistern, zumal die ja wirklich gute Chancen und interessante Tätigkeiten bieten. In Düsseldorf sieht es da noch gut aus, zumal hier die Schülerzahlen steigen. Dafür werden die Einpendler weniger. Ein weiteres großes Thema ist die Energiewende, da bietet sich dem Handwerk großes Potenzial. Allerdings muss die Politik da helfen und Investitionen erleichtern.

In Düsseldorf ist die wirtschaftliche Lage doch gut.

Fuhrmann: Ja, 2010 und 2011 waren sehr gute Jahre fürs Handwerk. Konjunkturpaket II und die Masterpläne der Stadt haben sehr geholfen, zumal viele Aufträge in der Region geblieben sind. Das Problem ist, dass sich im Hinblick auf 2012 Unsicherheit breit macht und die kann auf die Auftragslage durchschlagen.

Ihr Vorgänger Thomas Köster war ein sehr energischer Trommler, wie treten Sie als Lobbyist auf?

Fuhrmann: Ich denke, ich werde es auf eine rheinischere Art tun, auch mal mit Augenzwinkern. Unser eigentlicher Außenminister ist ja ohnehin Kammerpräsident Wolfgang Schulhoff. Aber in der Sache werde ich stets ebenfalls ganz klar Position beziehen — für die Interessen des Handwerks. Denn ich bin wirklich überzeugt, dass Deutschland ohne gutes Handwerk nicht funktioniert, weder wirtschaftlich, noch gesellschaftlich.