Gülle mit Schadstoffen auf den Rheinwiesen versprüht
Anlieger fordern im Brief an Dirk Elbers einen neuen Pachtvertrag für den Sommerdeich.
Düsseldorf. Britta Hallen erinnert sich noch an jenen 5. März, als mehrere niederländische Tanklastwagen frühmorgens auf dem asphaltierten Weg unter der Theodor-Heuss-Brücke vorfuhren und Düngemittel lieferten. Die Gülle, die mit Spezialgeräten ins Erdreich gespritzt wurde, erzeugte einen „infernalischen Gestank“. Doch die Geruchsbelästigung sei nicht alles gewesen, erklärt die Anliegerin im WZ-Gespräch. Was sie ärgere: „Die Brühe auf dem Feld war metallisch glänzend. Sie versank nicht wie normale Flüssigkeit, sondern blieb zunächst als schmierig-klebrige Masse auf der Oberfläche.“ Britta Hallen schaltete die Verwaltungsspitze ein, um zu erfahren, was da auf den Wiesen vor ihrer Haustür zwischen Brücke und Löricker Schwimmbad gekippt wurde.
Die erste Antwort auf die Frage nach der Gülle kam vom Umweltamt. Das Fachamt erklärt, es gehe auf den Wiesen am Niederkasseler Deich um Grünland, dessen Schnittgut der Heugewinnung für das Tierfutter dient. Bei der Gülle handele es sich um Rindergülle, und die sei zulässig. Das Liegenschaftsamt erlaube „geeignete Maßnahmen zur Boden- bzw. Ertragsverbesserung.“
Die nächste Adresse war die Landwirtschaftskammer. Dort war nicht mehr von Rinder-, sondern von Schweinegülle die Rede. Auch hier blieb die Antwort vage. In der „Wasserschutzzone III, in der die Wiesen liegen, schränkt man das Aufbringen von Gülle nicht ein.“
Ihr Onkel Dieter Hallen ließ daraufhin auf eigene Kosten beim Umwelt-Analyse-Zentrum in Filderstadt eine Bodenanalyse durchführen. Die Ergebnisse sind für die Familie Hallen niederschmetternd, denn „die toxischen Werte für die Schwermetalle ergeben erhebliche Grenzwertüberschreitungen nach der Klärschlammverordnung.“ Das heißt konkret:
Der Grenzwert für Cadmium, der bei 1,5 Milligramm pro Kilo Boden liegt, wird erheblich überschritten. Der gefundene Wert von 3,3 Milligramm pro Kilo führt zu „Stoffwechselstörungen bei Pflanzen, Menschen und Tieren.“
Bei Blei liegt der Grenzwert bei 10 Milligramm. Gefunden wurden jedoch 14,3 Milligramm. Auch hier geht es um eine Konzentration von Schadstoffen, die zu Störungen bei allen Lebewesen und Pflanzen führen. Schließlich überschreitet ebenfalls der Messwert für Zink den Grenzwert.
Daraufhin schrieb Britta Hallen in einem offenen Brief den OB an. Sie bittet den Verwaltungschef, dass seine Ämter nicht wortreich den Vorgang der Gülledüngung rechtfertigen, sondern das Problem lösen. Ihr Vorschlag: „Ein neuer Pachtvertrag und keinerlei Wirtschaftsdünger auf städtischen Flächen.“
Britta Hallen zur WZ: „Warum muss hier denn überhaupt gedüngt werden? Das Grünland gehört zum Naherholungsgebiet und ist seit Jahrzehnten kein Ackerland mehr. Hier grasen Schafe und spielen Kinder. Wiese gedeiht auch ohne Dünger.“