Hebammen treten nächste Woche in Streik
Die freiberuflichen Hebammen fordern eine bessere Bezahlung.
Düsseldorf. 5,71 Euro — das ist der Stundenlohn einer freiberuflichen Hebamme für eine Schwangerschaftsberatung. Viel zu wenig — da sind sich alle Hebammen einig. Deshalb streiken sie landesweit am 21. und 22. März. Am 21. März findet unter dem Motto „Gerechte Bezahlung für gute Arbeit“ eine Kundgebung auf dem Düsseldorfer Marktplatz statt.
Die freiberuflichen Hebammen Jessica Schliewe, Stefanie Gaß und Annika Rzaza werden teilnehmen. Als Kreisvorsitzende des Landesverbandes der Hebammen organisiert Jessica Schliewe den Streik: „Die Haftpflichtversicherung ist gerade von 1.600 auf 3.700 Euro gestiegen. Wie sollen wir das alles zahlen?“
Eine Erhöhung von über 100 Prozent, da wird das Geld knapp. Jessica Schliewe und ihre Kolleginnen befürchten, dass die freiberuflichen Hebammen bei dieser Entwicklung aussterben könnten. Momentan gibt es im Raum Düsseldorf rund 100 Kolleginnen. Schon das seien bei einer familienfreundlichen Stadt wie Düsseldorf zu wenige, so Schliewe. Stefanie Gaß ergänzt: „Frauen müssen weiterhin selbst entscheiden können, ob sie zu Hause, im Geburtshaus oder in der Klinik gebären.“ Ohne freiberufliche Hebammen kann das allerdings nicht gesichert werden.
Jessica Schliewe, Stefanie Gaß und Annika Rzaza begleiten ihre werdenden Mütter von der Schwangerschaft bis zum Wochenbett. In Krankenhäusern angestellte Hebammen können das nicht bieten. Da kommt es vor, dass eine Frau während der Geburt von zwei verschiedenen Hebammen betreut wird. Wenn Schichtwechsel ist, ist eben Schichtwechsel. Die freiberuflichen Hebammen sind dagegen 24 Stunden erreichbar, auch am Wochenende.
Dass ihre Arbeit schlecht bezahlt wird, wollen sie nicht länger hinnehmen. Der Protest richtet sich vor allem an die gesetzlichen Krankenkassen. Eine Forderung ist die Aufnahme in den so genannten Präventionskatalog. „Wir bieten auch Präventionskurse an, wie Ernährung in der Schwangerschaft“, sagt Jessica Schliewe. Andere Berufsgruppen erhalten für vergleichbare Angebote bis zu zehn Euro pro Stunde, Hebammen nur 5,71 Euro.
Bei der eigenen Geburt von Sohn Theo 2010, hat sich Jessica Schliewe von Kollegin Stefanie Gaß begleiten lassen. „Ich kenne jetzt beide Seiten und weiß umso mehr, wie wichtig unsere Arbeit ist.“