Lufthansa will die Nummer Eins in Düsseldorf werden

Airline kündigt neue Offensive mit zwei Zielen in Fernost an, um Air Berlin zu überholen.

Düsseldorf. Wie die Lufthansa den Flughafen Düsseldorf zum „leistungsstarken Drehkreuz“ ausbauen will, das schilderte wieder einmal Carsten Wirths, der Verkehrsleiter West der Kranichlinie.

Diesmal allerdings nicht am Airport in Lohausen, sondern gut 9.000 Kilometer entfernt bei einer Pressekonferenz im Renaissance Hotel von Tianjin, der chinesischen Zehn-Millionen-Einwohner-Hafenstadt, 120 Kilometer östlich von Peking.

In Tianjin schaute sich eine Delegation aus Düsseldorf bei Airbus die Endmontage von Jets des Typs A 320 an. Und dort stellte Carsten Wirths wuchtige Ankündigungen in den Raum: „Wir wollen Marktführer in Düsseldorf werden und hier 2011/ 2012 um 25 Prozent wachsen.“

Nun kündigt die Lufthansa seit 2009 Offensiven für Düsseldorf, ihre drittstärkste Basis in der Republik, an. Denn, das gibt Wirths zu, davor habe man den Standort doch ein wenig stiefmütterlich behandelt. Er hat gut drei Jahre lang das Programm „Expansion Düsseldorf“ geleitet und wechselt im Juni zur LH-Cargo nach Frankfurt. Selbst konzernintern wurde bisweilen über das „Häppchen“ Düsseldorf gewitzelt — als Kontrast zu den beiden großen „Hubs“ (Drehkreuzen) Frankfurt und München.

Denen wird Lohausen aufgrund der bekannten Restriktionen nie das Wasser reichen können, aber immerhin hat die deutsche Vorzeige-Airline zuletzt tatsächlich Wort gehalten: 2010 ist die Passagierzahl für Gelb-Blau in Düsseldorf gegenüber 2009 um respektable zwölf Prozent gewachsen.

Jetzt also sind 25 Prozent aufgerufen. Wie sind die zu realisieren? „Viel mehr Flugbewegungen sind in Düsseldorf nicht drin, also lassen wir die Röhren wachsen“, sagt Wirths. Heißt: Größere Maschinen rollen an den Start, die Turbo-Prop-Jets etwa haben bald ausgedient. Und in den Flugzeugen erhöht sich die Kapazität durch die neuen, schlankeren Recaro-Sitze auf der Kurz- und Mittelstreckenflotte.

Aber Lufthansa will im nächsten Jahr endlich auch den kargen drei Interkontinentalzielen (New York, Chicago, Miami bzw. im Sommer Toronto) zwei hinzufügen: „Die Ziele liegen auf jeden Fall beide im Osten“, mehr kann Wirths noch nicht sagen. Entschieden wird im April, vieles deutet darauf hin, dass die Destinationen in Indien (Neu-Delhi) und in Japan (Tokio) oder China (Shanghai) liegen.

Besser ausgenutzt werden soll schließlich die relativ geringe Größe des Lohausener Flughafens zur Steigerung des Umsteigeverkehrs. Denn die ohnehin kurzen Wege und Umsteigezeiten von 35 Minuten sollen im Lufthansa-Terminal A unter anderem durch Einführung eines Ramp-Direct-Service wie in München optimiert werden, wenn die Zeit zum Erreichen eines Anschlussfluges ganz knapp wird. Dabei werden zum Beispiel Passagiere von Mitarbeitern besonders schnell zum Flugzeug geleitet — gegebenenfalls auch durch eine separate Passkontrolle.

Last, but not least: Reklame. Während Sonderangebote wie „Europa für 99 Euro“ bislang nur pauschal beworben wurden, wirbt Lufthansa zukünftig in Flyern und auf Plakaten konkret für den Standort, um mehr Freizeit-Reisende anzulocken: „Fliegen Sie mit uns von Düsseldorf nach Europa“, heißt es nun.

Ob das alles reicht, den Passageprimus Air Berlin in Lohausen vom Sockel zu stoßen, wird man sehen. Dem Flughafen selbst ist jede Anstrengung der beiden Kontrahenten jedenfalls recht.