Heines Familie errichtete den ersten Betraum

Eine neue Publikation erzählt die Geschichte der Synagogen in Düsseldorf.

Düsseldorf. Es gibt eine Verwechslung, die Barbara Suchy zum Schmunzeln bringt. Eine Frau erklärte der Historikerin, Düsseldorf habe ja einmal zwei klassizistische Synagogen gehabt. Die Dame hatte die Rochuskirche in Pempelfort ebenfalls für ein jüdisches Gotteshaus gehalt, was nach Auskunft von Barbara Suchy gar nicht so verwunderlich ist. „Architekt Josef Kleesattel hatte Ende des 19. Jahrhunderts die Rochuskirche erbaut und wenig später, im Jahr 1904, die große Synagoge an der Kasernenstraße“, klärt Suchy auf.

Die Geschichte der Synagogen in Düsseldorf hat sie für die Zeit von 1712 bis zur Gegenwart jetzt in einem informativen Büchlein zusammengefasst, welches von der Mahn- und Gedenkstätte und der Jüdischen Gemeinde herausgegeben wurde, zum Gedenken an die Pogrome in der Nacht vom 9. auf den 10. November.

Das Besondere an der Publikation ist ein Anspruch an Vielschichtigkeit, welchen die Autoren Suchy und Ulrich Knufinke bei ihrer Spurensuche stets bewahrt haben. Dadurch wird der Reichtum dieses speziellen Kapitels Düsseldorfer Stadtgeschichte offenbar.

Viele Düsseldorfer dürften zunächst an die große Synagoge denken, die an der Kasernenstraße stand, bis sie am 10. November 1938 zerstört wurde. Dort jedoch spielt nur ein Teil der lokalen Synagogengeschichte. „Es gab außerdem ein Gotteshaus im maurischen und eines im neoromanischen Stil“, sagt Suchy. „Es gab schlichte Landsynagogen in Gerresheim und Benrath, und es gab Beträume der Ostjuden und anderer Orthodoxer.“

Eine besonders interessante Geschichte stammt aus dem Jahr 1712, als Juspa van Geldern, der Ururgroßvater Heinrich Heines, ein großes Palais bauen lässt und darin einen Betraum für sich und seine Glaubensgenossen einrichtet. „Diesen Betraum können wir als erste Synagoge in Düsseldorf ansehen“, sagt Suchy. Das Haus befindet sich heute in der Neusser Straße und ging in den Besitz des Hubertusstift über.

„Synagogen in Düsseldorf“ kostet fünf Euro, das Werk gibt es im Buchhandel.