Rotlicht-Prozess kostet Millionen
Allein die Anwälte kosten pro Verhandlungstag rund 5000 Euro. Sie warten bis heute auf ihr Geld. Der Richter will helfen.
Düsseldorf. Viel Geld soll den Freiern in den Bordellen an der Rethelstraße und an der Worringer Straße abgenommen worden sein, von rund 300 000 Euro ist die Rede. Die Kosten für den Rotlicht-Prozess werden den Schaden allerdings bei weitem übersteigen. Schon jetzt ist absehbar, dass am Ende mehr als eine Million Euro zusammenkommen werden. Am Dienstag kritisierten die Rechtsanwälte, dass sie bis heute noch keinen Cent vom Gericht erhalten haben.
Jeder der neun Angeklagten hat zwei Verteidiger. Dies ist wegen der Vielzahl der Termine notwendig, damit mindestens ein Rechtsanwalt immer im Saal ist. Das kostet pro Verhandlungstag rund 5000 Euro. Bei mehr als 100 angesetzten Terminen macht allein das eine halbe Million Euro aus. Bislang soll das Verfahren bis Dezember 2014 dauern. Ob es dann beendet ist, steht allerdings in den Sternen.
Ganz erheblich ins Kontor schlagen auch die Kosten für Kopien. Allein die Anklageschrift, die für Anwälte und ihre Mandanten 27 Mal angefertigt werden musste, hat 600 Seiten. Am Ende werden die Kopien eine fünfstellige Summe verschlingen. Nur ein kleiner Ausschnitt von der Rechnung, die — bei einer möglichen Verurteilung — von den Angeklagten bezahlt werden müsste.
Bislang wurde in dem seit Juli laufenden Prozess noch gar nichts bezahlt — zum Ärger der Pflichtverteidiger. „Niemand kann von mir verlangen, an drei Tagen in der Woche hier zu erscheinen, ohne Geld dafür zu bekommen“, bemängelte Rechtsanwalt Abdou A. Gabbar. Der Vorsitzende Richter Markus Fuchs sagte zu, dass er sich um das Problem kümmern werde: „Obwohl es nicht zu meinen Aufgaben gehört.“.
Tatsächlich dauert es offenbar lange, bis Kosten erstattet werden. „Man muss berücksichtigen dass es sich hier um ein Mammut-Verfahren handelt“, erklärte Michael Scholz, der Sprecher des Landgerichtes. Alles müsse nach Lage der Akten sehr gründlich geprüft werden: „Es sind auch schon erhebliche Beträge angewiesen worden.“ Die allerdings laufen dann über die Justizkasse in Hamm, wo es offenbar zu weiteren Verzögerungen kommt.
Am Dienstag endete der Prozesstag aus einem skurrilen Anklass vorzeitig. Eine 27-jährige Angeklagte hatte keinen Babysitter für ihre zwölf Monate alte Tochter Celina gefunden und brachte sie kurzerhand mit. Schon vor der Verhandlung wurde im Saal „Backe-Backe-Kuchen“ gespielt — eine kuriose Situation in einem großen Strafverfahren.
Immerhin machte Celina am Vormittag ein längeres Schläfchen, so dass der Kriminalbeamte vernommen werden konnte, der das Ermittlungsverfahren geleitet hatte. Benedikt Pauka, der den Hauptangeklagten Thomas M. vertritt, wollte vor allem wissen, ob es Medikamente gibt, die eine „freie Willensbildung“ beeinflussen können.
Hintergrund: Mehrere der mutmaßliche Opfer haben telefonische Anfragen ihrer Kreditkarten-Institute, ob große Beträge vom Konto abgebucht werden dürfen, ausdrücklich bestätigt. Andere sind am nächsten Morgen zur Bank gefahren und haben Geld abgeholt, um ihre Rechnung zu bezahlen. Ob so etwas unter der Wirkung von K.o.-Tropfgen oder ähnlichen Medikamenten möglich ist, konnte der Polizist allerdings nicht beantworten. Das sei ein Fall für medizinische Gutachter.