Rotlicht-Prozess: „Das hört sich sehr dubios an“
Im Prozess um die Bordelle an der Rethelstraße wurden am Montag abgehörte Wollersheim-Telefonate eingespielt.
Düsseldorf. Viele Jahre lang galt Berti Wollersheim als Düsseldorfs Rotlicht-König. Erst im Rahmen des Strafverfahrens gegen Bordell-Besitzer Thomas M. und sieben mutmaßliche Komplizen stellte sich heraus, dass der gelernte Friseur gar nicht Eigentümer der Clubs an der Rethelstraße und an der Worringer Straße war.
Dort wurden angeblich Kunden betäubt und ausgenommen. Am Montag dann der erste „Auftritt“ von Wollersheim — allerdings rein akustisch. Es wurden Telefonate aus der Handy-Überwachung eingespielt.
„Hallo, ich bin der Fritz“, meldete sich ein Bordell-Besitzer aus Norddeutschland bei dem 62-Jährigen und berichtete von einem „guten Kunden“, der nach einem Besuch an der Rethelstraße um über 16 000 Euro erleichtert war. Er äußerte auch den Verdacht, dass dem Mann etwas ins Glas geschüttet worden sei. „Eine widerliche, traurige Sache“, so der Kommentar Wollersheims.
Danach telefonierte Wollersheim auch noch selbst mit dem mutmaßlichen Opfer, einem Geschäftsmann aus Lübeck. Der berichtete, dass er in dem Club 1000 Euro ausgeben wollte, aber schon stark angetrunken dort ankam. Danach konnte sich der Freier erst wieder daran erinnern, dass er am nächsten Morgen aufwachte.
„Das hört sich sehr, sehr dubios an“, antwortete ihm Wollersheim und fügte hinzu: „Das ist schon eine harte Nummer.“ Der Geschäftsmann berichtete ihm auch, dass er im Hotel bereits von der Polizei erwartet wurde, weil sein Kollege ihn vermisst gemeldet hatte. Und: „Ich habe wenig Interesse, mit der Staatsanwaltschaft etwas zu tun zu haben.“
Die beiden vereinbarten, dass man die Angelegenheit bei einem persönlichen Gespräch in Düsseldorf klären wollte. Doch dazu kam es nicht mehr, weil wenig später die große Razzia im Rotlicht-Milieu stattfand. Dabei war auch Wollersheim zunächst verhaftet worden. Inzwischen gilt er nicht mehr als tatverdächtig. Erst ein Mal schaute er in dem Prozess vorbei — er saß mit seiner Frau im Besucherraum.