Kirchen-Austritte: „Es ist schade um jeden Einzelnen“
266 Katholiken und 161 Protestanten traten im Oktober aus — so viel wie nie. Ist Bischof Tebartz Grund oder nur der Anlass?
Düsseldorf. Die katholische Kirche leidet auch in Düsseldorf unter der seit Wochen herrschenden Aufregung um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst. Im Oktober erreichte die Zahl der Kirchenaustritte mit 266 eine extrem hohe Marke. Diese Zahl teilte Mihael Pohar, der Sprecher des Amtsgerichtes, wo man den Kirchenaustritt vollziehen muss, mit.
In den letzten Jahren verließen zwischen 100 und 180 Katholiken im Monat die Kirche, im September waren es zum Beispiel 102. Hoch schnellt die Zahl stets bei vielbeachteten Skandalen wie 2010, als das Thema Kindesmissbrauch im Fokus stand.
Stadtdechant Rolf Steinhäuser sagt, die vielen Austritte machten ihn „traurig“: „Für uns sind das wieder 266 konkrete Menschen mit einer persönlichen Geschichte. Es ist schade um jeden Einzelnen.“
Der Lambertus-Pfarrer ist freilich sicher, dass die aktuelle Debatte um den Bischof von Limburg und die Frage nach dem Umgang der Kirche mit Geld „meistens nicht der Grund, sondern der Anlass für den Austritt sind“, die latente Bereitschaft dazu sei verbreitet.
Zwar geht es in vielen Austrittsfällen bundesweit seit jeher in Wahrheit vor allem darum, die Kirchensteuer zu sparen (zumal wohl nur die Wenigsten den so gesparten Betrag dann anderweitig karitativ ausgeben).
Doch auch Steinhäuser will die Abgänge „keinesfalls einfach so abtun“: „Für mich so traurig ist, dass viele Katholiken die Kirche offenbar nicht mehr als Gemeinschaft der Gläubigen, sondern als ganz normalen Verein ansehen, den man bei Ärger eben verlässt.“
Dass auch die evangelische Kirche ohne aktuellen Skandal im Oktober unter besonders vielen Austritten (161) zu leiden hat, macht ihren Sprecher Ulrich Erker-Sonnabend einigermaßen ratlos: „Die Leute unterscheiden offenbar nicht, Kirche ist da gleich Kirche“, sagt er.
„Wir bemühen uns in Düsseldorf wirklich um gute Arbeit für die Menschen und einen transparenten, sparsamen Umgang mit Geld, da sind 161 Austritte deprimierend.“ Ausdrücklich betont Erker-Sonnabend, dass dies ebenso für die katholische Kirche in Düsseldorf gelte: „Deren Austritte tun uns auch leid, vor Ort kann da niemand was für.“