Düsseldorf Helge Achenbach dachte an Selbstmord

Erstes Interview im Gefängnis. Kunstberater soll noch weitere Rechnungen gefälscht haben.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. An Selbstmord dachte Kunstberater Helge Achenbach, nachdem er im Juni vergangenen Jahres festgenommen worden war. Das berichtete der 63-Jährige jetzt dem Fernseh-Journalisten Wolfram Kons, der ihn in der Essener Justizvollzugsanstalt interviewte. Möglicherweise ahnte Achenbach damals schon, was im Zuge der Affäre um den Handel mit Kunst und Oldtimern alles ans Tageslicht kommen würde. Am Freitag wurde im Rahmen eines Zivilprozesses bekannt, dass der ehemalige Präsident von Fortuna Düsseldorf auch den Industriellen Bernd Viehof („Allkauf“) betrogen hat. Wie im Fall der Aldi-Erben fälschte Achenbach Rechnungen für Kunstwerke und kassierte überhöhte Provisionen.

Zur Urteilsverkündigung erschien Achenbach, der im März wegen Betruges zu einer (noch nicht rechtskräftigen) Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt worden war, nicht. Dafür gab er im Interview ungewohnte Einblicke in seinen „Knastalltag“. Der Kunstberater putzt Toiletten, wäscht Sporttrikots und hilft bei der Essenausgabe. Außerdem singt er im Kirchenchor der Justizvollzugsanstalt. Zweimal im Monat dürfen Ehefrau Dorothee und seine fünf Kinder zu Besuch kommen.

„Ich fühle mich als Krimineller im Gefängnis zwischen unterschiedlichen Kriminellen“, so ein Zitat aus dem Interview, das am nächsten Mittwoch um 18.30 Uhr im Nachrichtensender n-tv gesendet wird. Hilfe habe er beim Gefängnispfarrer und bei Psychologen gesucht. Bei seiner Ehefrau, die vor einem finanziellen Scherbenhaufen steht, habe er sich mehrfach entschuldigt. „Scham und Schuld“ empfinde er seiner Familie gegenüber: „Als Vater tauge ich wohl nicht mehr als Vorbild, eher als warnendes Beispiel.“

In dem Zivilprozess, den Viehof gegen Achenbach angestrengt hatte, wurde am Freitag bekannt, dass der 63-Jährige weitere Rechnungen gefälscht hat. Beim Verkauf von 65 Zeichnungen und Gemälden von Georg Baselitz hatte der Kunstberater aus 2,9 Millionen Euro 3,85 Millionen Euro gemacht — und dann noch die vereinbarte Provision von 15 Prozent draufgeschlagen. Richter Wilko Seifert nannte das eine „arglistige Täuschung“, Achenbach selbst hatte die Fälschungen als „Collagen“ bezeichnet.

Insgesamt wurde Achenbach vom Düsseldorfer Landgericht zur Zahlung von insgesamt 2,9 Millionen Euro an Viehof verurteilt.