Königsallee „High Tea“ mit Champagner und Krabben-Törtchen
Düsseldorf · Kolumne Unser Autor war bei einem besonderen Ereignis an der Königsallee.
Breite Tropfen aus tiefem, aber leuchtenden Grün. Smaragde – daneben Diamanten, Rubine und Saphire. Viele Juwelen, viele hohe Karate, gefasst in Rosé- oder Weiß-Gold oder Platin. Sie liegen da wie polierte Schätze in schwarz umrandeten Glas-Vitrinen mit Goldleiste. Bei Harry Winston, Königsallee 10, ist alles satt gediegen – von der ersten Edelstein-Güte bis zum soften Nobel-Teppich, auf dem man weniger geht als lautlos gleitet. Man spricht leise, versteht sich. Oder schweigt. Vor den leuchtenden Unikat-Kunstobjekten beobachtet man selbst Herren, die wie Kinder auf einen Weihnachtsbaum starren. Manche kommen aus dem Staunen kaum heraus, als sie die Herrenuhren bewundern – aus hauseigener Schweizer Manufaktur in unverwüstlichem, titanhartem Uhren-Mantel aus einem Material, der in der Raumfahrt verwendet wird. Hier beginnen die Preise schon bei 18 000 Euro. Ist doch günstig, oder?
Harry Winston (1896-1978) war einer, wenn nicht d e r berühmteste(n) Juwelier(e) der Welt, der an Milliardäre wie Onassis verkaufte. Sein Name wird sogar im Monroe-Song – „Diamonds are a girl’s best friend“ erwähnt. Und rangiert auf der Weltliste der Besitzer der größten Diamanten auf Platz Zwei, gleich hinter der Queen. Wahre Schatzkammern besaß dieser Harry, so dass er sich nie von vorne fotografieren ließ. Seine Geschäfte – New York, Paris, London und seit 1989 in Düsseldorf - gehören längst zur „Swatch-Groupe“. Heißen aber nicht ‚stores’, sondern Salons, in deren Separées und Feudal-Kojen Schmuck für viele Millionen verkauft wird. Klar, dass der Chef hier „Salon-Direktor“ heißt und auf jeder der drei Etagen bullige Body- Und Juwelen-Guards mit Ohrstöpseln die Salon-Kunden charmant anlächeln.
Nun lud zur Eröffnung der Kö-„Promenade für ein auserwähltes Objekt“ – Kö rauf, Kö runter – Harry Winston also zum High Tea. Tolle Idee! Die meisten hatten an dezent dampfenden First-Flush-Hochland-Tee aus schwerem, englischem Silber gedacht und an Shortbread oder Ähnliches. Irrtum! Wenn Harry Winston zum „High Tea“ einlädt, fließt Champagner. Feinster. Genauer: aus erlesenem Champagner-Gut! Weiß man doch! Und Mini-Törtchen mit Krabben werden von jungen Damen in Schwarz-Weiß-Dress gereicht.
In eine andere Welt führt dann die ‚Lecture’ von Anne Petersen. Die Chefredakteurin des „Salon“-Hochglanz-Magazins aus Hamburg liest aus ihrem Lieblingsbuch – der Autobiografie „Melrose“ von Edward St. Aubyn, dem knapp 60jährigen Spross einer englischen Adelsfamilie. Es geht um Seine Lordschaft, der von Schloss zu Schloss fährt. Wie man halt so lebt. Manchmal aber auch von lärmenden Londoner Motorradfahrern und vom Ärger mit Pächtern. Klingt witzig, zum Teil ironisch, atmet aber auch den Snobismus der britischen Oberschicht.
Bei manchen Dialogen ziehen gleich Bilder aus Rosamunde-Pilcher-Filmen vorüber. Warum Frau Petersen aus diesem Buch vorliest? Zunächst ist Lesen mein Yoga, erklärt sie. Und: „Alles erinnert mich so sehr an meine Kindheit“, fügt sie hinzu – in norddeutscher Bescheidenheit.