Holocaust-Gedenktag: Jedes Opfer hat einen Namen
Schüler der Jüdischen Gemeinde haben an die 2452 Düsseldorfer Juden erinnert, die in der Nazizeit ermordet worden sind.
Düsseldorf. Werner Abel, Abraham Abend, Elias Abend, diese Namen schallen am Mittwochnachmittag als erste über den Heinrich-Heine-Platz vor dem Carsch-Haus. Eine gute Stunde später endet die Aufzählung mit Adolf und Elisabeth Zuerndorfer. 2452 Namen werden hier noch einmal laut und deutlich genannt. Es sind die Namen der unter dem NS-Regime deportierten und ermordeten Düsseldorfer Juden.
Schon zum fünften Mal findet diese Lesung anlässlich des Gedenktages „Jom Haschoa“ (Tag des Holocausts) in Düsseldorf unter dem Motto „Jeder Mensch hat einen Namen“ statt. Vor allem ein gutes Dutzend Schüler der Religionsschule der Jüdischen Gemeinde tragen abwechselnd Namen im Pavillon vor, zum Beispiel Aleksandr Dmytriyev (14), der aus der Ukraine stammt: „Der Holocaust war das schlimmste Ereignis der Weltgeschichte. Wir müssen daran erinnern, damit es sich wirklich nie wieder ereignet“, sagt er. Viele Opfer haben keine Grabsteine und es gibt keine Erinnerung an sie, weil oft ganze Familien ermordet wurden. Immer wieder belegen das die Vorleser mit gespenstisch langen Reihen desselben Nachnamens.
Auch lokale Prominenz tritt als Erinnerer auf, so die Bürgermeisterinnen Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Gudrun Hock, die evangelische Superintendentin Henrike Tetz oder Klaus Dönecke, der Aufarbeiter der Polizeigeschichte. So mancher Passant bleibt stehen und hört zu.
Aharon Ran Vernikovsky, der neue Rabbiner der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, ist überzeugt, dass es noch viel mehr ernsthafter Erinnerungarbeit bedarf, denn: „Von einer wirklichen Normalität jüdischen Lebens in Deutschland können wir immer noch nicht sprechen.“ Er spricht von der weiter virulenten „Krankheit Antisemitismus“, erinnert an die jüngste Mordserie in Toulouse und daran, dass es bis heute keine Synagoge in Deutschland gebe, die nicht permanent mit Polizei und Kameraüberwachung geschützt werden müsse.
Natürlich stehen auch auf dem Heine-Platz ein paar Polizisten. Aber eben nicht nur als Aufpasser, sondern auch als Vorleser.