Debatte Ideen zum Medienhafen: Erst das Wasser, dann die Brücke
Düsseldorf · Meinung Die IHK hat ein Positionspapier zur Entwicklung des Medienhafens in die Diskussion gebracht. Nun lautet die schwierigste Frage: Wo anfangen? Dazu ein Vorschlag.
Selbst wenn man zurückhaltend rechnet, kommt man auf mindestens 35 Ideen, die im Positionspapier der Industrie- und Handelskammer zum Medienhafen („Hot spot or not spot?“) stehen. Es sind gute, da lösungsorientierte Ideen, und die beteiligten Gremien und Köpfe haben das Thema umfassend behandelt. Für die politischen Diskussionen gibt es Gedanken von neuen Rheinbrücken, S-Bahnhöfen und Straßenbahn-Strecken bis zu Ideen für Gastronomie und Freizeit. Trotzdem und gerade deshalb steht das Papier vor einem Problem: Wie geht man mit so vielen Ideen um, ohne an ihrer Fülle zu scheitern? Wo also anfangen? Ein möglicher Ansatz: die Ideen nach Zeitschienen (kurz-, mittel-, langfristig) sortieren. Dadurch wird klar, was nicht sofort angegangen oder umgesetzt werden kann. Daraus wiederum ergibt sich, wo man anfangen kann. Daher eine umgekehrte Betrachtung:
Langfristig Das Papier diagnostiziert und prognostiziert erhebliche Verkehrsprobleme für den Medienhafen. Dazu gibt es eine Reihe von möglichen Lösungen: Neben der Hammer Eisenbahnbrücke könnte eine zweite Brücke für Autos und Laster entstehen; die Deutsche Bahn könnte einen S-Bahnhof Medienhafen schaffen, die Rheinbahn eine zusätzliche Strecke durchs Viertel bauen. All diese Ansätze haben gemeinsam, dass sie erst nach vielen Jahren Wirklichkeit werden können. Sie sollten jetzt diskutiert und bei Sinnhaftigkeit auf den Weg gebracht werden, aber sie werden den Medienhafen in seiner jetzigen Lage noch nicht voranbringen.
Mittelfristig Zu den überraschenden Thesen im Papier zählt der Vorschlag, auf öffentlichen Parkraum zu verzichten. Es sollen Alternativen (zum Beispiel Pendler-Parkhäuser, autonom fahrende Shuttle-Busse) geschaffen werden, um die Parkplätze an der Kaistraße und am Zollhof zu streichen, so dass die vielen Parkplatz-Sucher gar nicht erst ihre Runden drehen. Das ist ein Ansatz, der auf jeden Fall ausprobiert werden sollte, aber bis die Alternativen existieren, wird es auch noch etwas Zeit brauchen. Ähnliches gilt für den Gedanken, für die Mitarbeiter der Büros kleinere Versorgungsangebote (Supermarkt to go) zu schaffen. Eine solche Ansiedlung lässt sich voraussichtlich nicht in den nächsten zwölf Monaten verwirklichen.
Kurzfristig Das Sinnbild für einen möglichen ersten Ansatz kann schwimmen. Pontons sollen dafür sorgen, dass das Wasser im Hafenbecken begehbar wird und dort Gastronomie, Geschäfte oder Ähnliches sein können. Das ist relativ schnell zu machen, führt zu attraktiven Bildern, die im Kopf bleiben, und lässt sich gut mit weiteren Ideen aus dieser Richtung verbinden.
Letztlich geht es darum, den Medienhafen wie ein Tourist beziehungsweise wie ein Tourist in der eigenen Stadt wahrzunehmen. Es geht um Dinge, die man fotografieren und anderen Menschen zeigen würde. Gehry-Bauten und Rheinturm erfüllen diesen Zweck im Großen, sie können aber Unterstützung durch kleinere, atmosphärische Orte gut gebrauchen. Düsseldorf nutzt die Anziehungskraft des Wassers an dieser Stelle noch zu wenig. Das Drachenbootrennen und der Triathlon sind die einzigen Ereignisse, die auf dem Wasser stattfinden, ansonsten muss es alleine attraktiv wirken. Da liegt der Spielraum auf der Hand, zumal drumherum zwar eine ordentliche Gastronomie ist, aber weitere Anziehungspunkte weitgehend fehlen, etwa weil es die große Disko „3001“ nicht mehr gibt. Die erwähnte Atmosphäre können dann weitere Ideen aus dem Papier verstärken: ein Lichtkonzept, eine Freiluft-Galerie, Sport.
Der kurzfristige Ansatz hat noch einen schönen Nebeneffekt: Er schafft Voraussetzungen, dass sich die mittel- und langfristigen Ansätze lohnen.