IHK zum Hafen: Erst Gewerbe als Puffer, dann das Wohnen
Die Themen der Kammer für 2011: Einsatz für Industrie, neue Fachkräfte und die Region. Geplant ist zudem eine Flughafen-Konferenz.
Düsseldorf. Ulrich Lehner ist es gewohnt, komplizierte Prozesse zu analysieren, sie zu ordnen und gute Ergebnisse zu erzielen. Als Chef des Henkel-Konzerns hat er dies praktiziert, nun, in seiner Rolle als Präsident der Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer (IHK), muss er mehr Umwege gehen als früher. Schuld ist die liebe Politik. Das zeigt sich auf beinahe allen Handlungsfeldern, die bei der Kammer im nächsten Jahr besondere Bedeutung haben:
Industrie: „Uns geht es in der Region Düsseldorf gut, weil wir eine enge Verknüpfung von Industrie und ihren Abnehmern haben“, sagt Lehner. Davon profitiere vor allem die Exportwirtschaft und mit ihr die Städte durch Steuereinnahmen. Er kritisiert, dass der neue NRW-Umweltminister Johannes Remmel nicht erkennen lässt, ob energieintensive Branchen (Stahl etc.) und die Kohlekraftwerke in NRW eine Zukunft haben sollen. Lehner: „Ich warte auf ein klares Wort.“
Das gilt auch für das Thema Wohnen im Hafen, in diesem Fall jedoch mit Blick auf die Stadtpolitik. „Wenn man sagt, dass Düsseldorf einen Hafen braucht, dann hat dies Folgen.“ Beispielsweise die, dass Wohnungen und Mühlenbetriebe eigentlich nicht zusammen passen. „Aber wenn man eine Pufferzone einrichten möchte, dann sollte man dies auch zuerst tun“, so Lehner. Will heißen: Erst sollten an der Westseite der Kesselstraße Gewerbebetriebe angesiedelt werden, ehe man an Spedition- und Kesselstraße-Ost Wohnungen baut.
Flughafen: Gegen Rot-Grün im Land geht es auch beim Thema Flughafen. Hier stellt sich die Kammer an die Seite von Flughafen-Chef Blume, welcher der Landesregierung gerade erst vorgeworfen hat, sie denke nur an neue Restriktionen. Hier geht es jedoch bislang „nur“ um konsequentere und höhere Bußgelder für Verspätungen.
Die IHK kündigt für 2011 eine Flughafen-Konferenz an. Dabei zielt man auch auf das avisierte Luftverkehrskonzept des Landes. „Düsseldorf muss am Wachstum des Luftverkehrs teilhaben, davon profitieren unsere Unternehmen“, sagt Lehner. Großflughäfen in anderen Bundesländern haben ausgebaut. „Irgendwann stellen Unternehmen die Standortfrage“, deutet Lehner Konsequenzen an.
Fachkräfte: Die Kammern insgesamt bauen ein Anerkennungssystem für ausländische Arbeitskräfte auf. Ihre Abschlüsse werden vielfach nicht anerkannt, der Ingenieur als Taxifahrer ist das typische Beispiel. Da aber klar ist, wie dringend Fachkräfte benötigt werden, will man dieses Potenzial nutzen und bei Bedarf weiter qualifizieren. Auf 500 000 Menschen wird diese Gruppe bundesweit geschätzt, überprüft werden die Abschlüsse in Nürnberg.
Azubis: Aufgrund der Bevölkerungsabnahme im Umland verliert Düsseldorf auf mittlere Sicht zehn Prozent an Bewerbern. Der Trend zur höheren Bezahlung oder zur besseren Ausstattung (Laptops etc.) nimmt zu.
Region: Ein Evergreen der Politik. Seit zwei Jahren wird ein Treffen geplant, bei Tourismus und Marketing soll es eine intensivere Zusammenarbeit geben. „Damit der Regio-Gipfel ein Erfolg wird, muss er erst einmal stattfinden“, sagt Lehner freundlich-kritisch.