Kultur in den Stadtteilen Das Theater Flin spielt wieder
Düsseldorf · Nach den schweren Zeiten in der Corona-Pandemie werden zurzeit verschobene Termine nachgeholt. Für die neue Herbst-Winter-Saison planen Kristof und Teresa Stößel einige Programmneuheiten.
Zwei, drei Tage vor Vorstellungsbeginn ruft Kristof Stößel bei den Künstleragenturen durch. „Wollen wir oder wollen wir nicht?“ Das Theater Flin spielt seit einiger Zeit wieder und der Chef manövriert seine Leute weiter pragmatisch durch die folgenschweren Unwägbarkeiten der Pandemie. Im Sommer 2020 hatten Kristof Stößel, Schauspieler, Kabarettist und Comedian, und seine Frau, die Sängerin Teresa Stößel, das kleine Privattheater an der Ludenberger Straße übernommen. Seither war es im Großen und Ganzen nur etwa acht Wochen geöffnet. Mal lohnte es sich wegen der Corona-Auflagen nicht, den Betrieb aufrechtzuerhalten, weil nur 18 von 80 Plätzen besetzt werden durften, dann wieder blieben die Besucher weg, weil es ihnen nicht behagte, in einem Theatersaal zu sitzen. Jetzt freut sich Stößel über erste Vorstellungen, auch wenn das Haus noch nicht wieder brummt, wie es in den vorpandemischen Zeiten der Fall war, als seine Vorgänger, Philipp Kohlen-Priebe und Oliver Priebe, am Ruder waren.
„Als wir im April mit ,Best of Dat Rosi‘ gestartet sind, konnten wir zunächst nur einen von drei geplanten Abenden realisieren, in der Woche darauf waren es immerhin drei von vier“, sagt Stößel. Die Menschen seien verunsichert und entschieden spontan, ob sie ausgehen. Vor 2020 waren die Flin-Vorstellungen zwei bis drei Monate im Voraus ausverkauft, Künstler wie Theaterbetreiber vermochten ihre finanzielle Situation gut zu kalkulieren. Nun müssen sich alle anders organisieren. Und so hatte sich Stößel angewöhnt, kurzfristig bei den Künstlern nachzufragen, ob sie bereit seien, vor 30 Zuschauern zu spielen, weil mehr Tickets nicht verkauft wurden. Er hat sich damit abgefunden, Vorstellungen abzusagen. Aber er erlebt auch schöne Überraschungen, wenn etwa statt der angekündigten 30 Zuschauer am Abend mehr als 80 Menschen im Saal sitzen wie zuletzt in Wuppertal, wo er ein zweites Theater, die Komödie,
leitet.
Das neue Programm
beginnt im September
Finanziell war es in den vergangenen Jahren knapp. Dass die Stadt Düsseldorf das Flin nun schon im zweiten Jahr bei den Mietzahlungen unterstützt, hilft. Einige Monate hat Stößel bei einem Steuerberater und in einer Seniorenresidenz am Empfang ausgeholfen. „So habe ich Geld verdient und Menschen getroffen. Das hatte mir gefehlt.“ Die Sehnsucht, endlich wieder vor Publikum aufzutreten, treibt viele Theaterleute um und dämpft manche Erwartungshaltung. Künstler, denen das kleinen Flin vor der Pandemie nicht erlesen genug war, kommen jetzt mit Freude, bestätigt Stößel. Mit der Planung der Spielzeit 2022/2023 ist er quasi durch. „Wir werden ein paar neue Formate zusätzlich einführen. Newcomer-Abende am Wochenende zu vergünstigten Ticketpreisen zum Beispiel, moderierte Comedian-Treffen und es wird mehr Musik geben.“ Auch das Gärtchen, das zum Theater gehört, möchte er gern beleben. „Das ist ein herrlicher verwunschener Platz, an dem Lesungen stattfinden können.“
Das neue Programm beginnt im September. Bis dahin werden die in den vergangenen zwei Jahren ausgefallenen Vorstellungen nachgeholt. „Es gibt Stücke, die wir jetzt schon zum dritten Mal verschieben müssen“, sagt Stößel. „Dann erstatten wir Zuschauern ihre Eintrittskarten, wenn sie möchten. Manche Gäste warten ja schon seit zwei Jahren, dass die Aufführung endlich kommt.“
Aktuell nehmen Stößel und auch die Leiter anderer Düsseldorfer Privattheater den kommenden Sommer in den Blick. „Wir denken über ein Open-Air-Programm nach“, sagt Stößel. Denn der Winter, befürchtet er, könnte in diesem Jahr mit der Fußball-Weltmeisterschaft nicht wie sonst das meiste Geld in die Kasse der Theater spülen. „Ich bekomme bei der Terminabsprache mit den Agenturen jetzt häufiger zu hören: Bitte nicht an diesem Abend, da steht das WM-Spiel um Platz zwei an.“