Im Wein steckt oft ein bisschen Schwein

Bei der dritten Messe für vegetarisch-veganes Leben wurden die neuesten Produkte präsentiert.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Es ist ein Trend, der sich immer weiter ausbreitet, sich mittlerweile durch alle Schichten der Bevölkerung zieht, immer mehr Menschen begeistert, mobilisiert. Immer mehr Deutsche entscheiden sich dazu, auf Fleisch zu verzichten, viele gehen sogar noch weiter, verbannen auch Milchprodukte von ihrem Speiseplan. Vegetarier und Veganer sind längst keine Randgruppe mehr, werden schon seit langem nicht mehr kritisch beäugt. Auch im Supermarkt finden sich immer mehr Produkte wieder, die das vegane Label tragen, immer mehr Produkte, die als Ersatz herbeigezogen werden können. Am Wochenende zog es zahlreiche Menschen in die Stadthalle, um sich über solche Alternativen zu informieren, sie zu testen, Neuheiten kennenzulernen. Bei der dritten Veggi-World-Messe stellten rund 80 Aussteller ihre Produkte zur Schau.

Besonders auf einem Produkt lag dabei der Schwerpunkt — nur die wenigsten wissen, dass auch bei der Weinherstellung so gut wie immer Gelatine verwendet wird. Sie sorgt dafür, dass sich die Feststoffe absetzen, der Wein geklärt wird. Auf der Liste der Inhaltsstoffe muss die Gelatine nicht angegeben werden, finden sich im Endprodukt doch nur noch Spuren ihrer einstigen Existenz wieder. „Das Thema rückt jedoch immer stärker in den Fokus“, sagt Stephanie Stragies vom Vegetarierbund Deutschland, der die Messe ausrichtete. Und nicht nur der Wein wird mithilfe tierischer Substanzen geklärt — auch klare Frucht- und Gemüsesäfte.

Vor Ekel verziehen sich Birgit Stammjohanns Mundwinkel, als sie auf der Messe davon erfährt. „Das ist ja widerlich“, sagt sie, davon habe sie noch nie gehört, sagt die Messe-Besucherin. Dabei ist es so einfach, auf Klärungsmittel bei der Produktion von Getränken zu verzichten. „Wenn der Wein nicht durch enge Rohre gepresst wird, sondern langsam umgegossen wird, braucht man das alles gar nicht“, erklärt Winzerin Sarah Maria Gänz. Sie besitzt ein Weingut in Südhessen, stellt dort Wein auf ganz natürliche Art und Weise her, als einziges Hilfsmittel nutzt sie in ihrem Betrieb braune Tonerde.

Doch nicht nur Wein gab es auf der Messe zu kosten und natürlich auch zu kaufen. Es gab ein breit gefächertes Angebot, großen Anklang finden seit einigen Jahren auch Milchersatzprodukte. Auch sie schlummern in Supermärkten oft im Verborgenen, stehen in den hinterletzten Winkeln der Regale. Bekannt ist nur die Soja-Milch — dabei gibt es eine ganze Palette an milchfreien Milchprodukten, etwa 40 Sorten bietet alleine die Marke Provamel an. Es gibt Mandelmilch, solche aus Haselnüssen und Sorten rein aus gepresstem Reis. Eine schier unendliche Vielfalt existiert mittlerweile und sie nimmt stetig zu. Allesamt gemeinsam haben die Sorten, dass sie weniger Fett als Milch enthalten und die gleichen Mengen an Nährstoffen bieten. Sie sind laktose- und glutenfrei, für Allergiker bestens geeignet. „Für die Produktion werden außerdem nur ein Siebtel der Rohstoffe verbraucht, die ein herkömmliches Milchprodukt benötigt“, sagt Stephan Brandmeier-Fanger von Provamel.