Boll scheitert an Weltmeister Zhang Jike
Düsseldorf (dpa) - Auch ein Timo Boll in bestechender Form konnte die chinesische Tischtennis-Phalanx nicht durchbrechen. Der Rekord-Europameister belegte beim Weltcup in Düsseldorf als bester Nicht-Chinese den dritten Platz.
Eine knappe 3:4-Niederlage gegen Weltmeister Zhang Jike verhinderte in einem dramatischen Halbfinale den möglichen dritten Weltcupsieg für den Düsseldorfer Profi, der die Mini-WM 2002 und 2005 gewonnen hatte.
Der Boll-Bezwinger sicherte sich zunächst auch die Siegprämie von 45 000 Dollar (rund 35 200 Euro). Doch weil der Olympiasieger nach dem Matchball zum knappen 4:3 gegen seinen Landsmann Ma Long zwei Banden zertreten hatte, wurde ihm das Preisgeld wegen unsportlichem Verhalten wieder gestrichen. Das Geld soll einem wohltätigen Zweck zu Gute kommen. Für den extravaganten Zhang Jike war es nach 2011 der zweite Erfolg beim drittwichtigsten Einzel-Turnier der Welt.
„Ich hätte die Partie gerne gewonnen und habe alles probiert. Ich war am Limit, aber Zhang Jike hatte auf alles eine Waffe“, erklärte Boll nach dem hochklassigen Sieben-Satz-Krimi. Im dritten und vierten Satz lag der 33 Jahre alte Routinier bereits mit 6:2 und 6:1 vorn, gab aber beide Durchgänge ab. „Mein Gegner hat mich zu Fehlern gezwungen. Deswegen trauere ich den hohen Führungen nicht hinterher“, sagte der Rekord-Europameister über das beste Spiel des Turniers.
Im kleinen Finale um Platz drei bewies der Linkshänder beim 4:2 gegen Jun Mizutani aus Japan gute Moral. Die Prämie von 15 000 Dollar (rund 11 700 Euro) war ein verdientes Trostpflaster für Boll, der im Viertelfinale den zweiten deutschen Teilnehmer Dimitrij Ovtcharov klar mit 4:0 gestoppt hatte. Der formschwache Europameister blieb im Düsseldorfer ISS-Dome - nur 13 Minuten von seiner Wohnung entfernt - deutlich hinter seinen Möglichkeiten.
„Timo hat den Weltmeister unter Druck gesetzt und im Endeffekt ein tolles Turnier gespielt. Dima muss sich im Training wieder reinbeißen und lernen, wie ein Weltranglisten-Fünfter aufzutreten“, urteilte Bundestrainer Jörg Roßkopf. Mehr als 10 000 Fans an drei Tagen feierten neben Boll vor allen den Nigerianer Quadri Aruna, der sich mit tollen Auftritten bis ins Viertelfinale und in die Herzen der Zuschauer spielte.
Die deutschen Herren konnten den Abstand zu China zwar nicht verringern, dennoch zog Dirk Schimmelpfennig ein positives Fazit. „Die Frage muss lauten, wie weit sind wir weg von den Chinesen. Wir sind aber nah dran. Das hat Timo Boll mit seinem Match auf Augenhöhe bewiesen“, sagte der Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes. „Und wir haben bestätigt, dass unsere olympischen Medaillenziele für Rio 2016 realistisch sind“, fügte er hinzu.