Immer schwarz zur Uni gefahren: Student sitzt in Haft
Kontrolleure der Deutschen Bahn hatten den 41-Jährigen sogar zwei Mal am Tag erwischt.
Düsseldorf. Wenn Angeklagte aus der Haft zu einem Prozess vorgeführt werden, sind das meist schwere Jungs. Rene A. (Name geändert) mit seinem langen schwarzen Pferdezopf macht nicht den Eindruck, dass er irgendjemand gefährlich werden könnte. Außerdem ist der 41-Jährige ein Feingeist, hat Philosophie und Sprachwissenschaften studiert. Doch er steigt immer wieder ohne Fahrkarte in den Zug von Düsseldorf nach Bonn. 57 Mal wurde er seit Ende 2011 von Kontrolleuren erwischt. Gestern musste sich Rene A. dafür vor dem Amtsgericht verantworten.
Sein Rechtsanwalt schilderte, wie sein Mandant zum Dauer-Schwarzfahrer wurde. Bis vor vier Jahren studierte Rene A. an der Universität Bonn. Doch dann gab es Probleme, der 41-Jährige wurde exmatrikuliert: „Doch er wollte sein Studium als freier Hörer fortsetzen.“
Der Wissensdurst des bis dahin unbescholtenen Studenten war größer als seine finanziellen Möglichkeiten, da Rene A. nicht mehr über ein Studententicket verfügte. So wurde er zum Dauerkunden für die Kontrolleure auf der Strecke zwischen Düsseldorf und Bonn. Mehrfach wurde er gleich zwei Mal am selben Tag erwischt, doch bald saß er wieder ohne Fahrschein im Zug.
Im Mai endete das Studium abrupt. Denn der 41-Jährige hatte eine Geldstrafe nicht bezahlt — ebenfalls wegen Schwarzfahrens. Noch bis Januar 2015 muss er die Strafe absitzen. „Das Gefängnis hat ihn sehr beeindruckt. Er wird nie wieder ohne Fahrschein in eine Straßenbahn oder einen Zug einsteigen“, war sich der Rechtsanwalt ganz sicher. Außerdem beginnt Rene A. nun ein Fernstudium als Fitnesstrainer. Das Urteil: 15 Monate Haft auf Bewährung als letzte Chance.