Immobilien: Das begehbare Wohnungsmagazin
An der Benrather Straße können Kunden mit viel Geld die teuersten Wohnungen in einer Art Kino der Firma Leading Buildings besichtigen.
Düsseldorf. Marc Kömmerling macht aus geplanten Neubau-Projekten eine visuelle Märchen-Wohnwelt. Der Geschäftsführer von Leading Buildings hat kürzlich einen Showroom an der Benrather Straße 29a eröffnet — eine Art begehbares Immobilien-Magazin für potenzielle Wohnungskäufer mit dem ganz dicken Portemonnaie.
Auf Flachbildschirmen können sich Interessenten anhand statischer Bilder einen ersten Eindruck der Luxusbauten machen, in denen künftig ihre Traumwohnung liegen könnte. Nach der Vorauswahl geht es in den Nebenraum mit XXL-Fernseher. „
Das ist unser Kino“, sagt Kömmerling, während er seinen Gast bittet, im Ledersessel Platz zu nehmen. Und dann geht es los — natürlich ohne störende Köpfe im Visier. Virtuelle Animationen erlauben einen Einblick in die Wohnwelt, lange vor dem ersten Spatenstich.
„So bekommt der Kunde schon vor dem Einzug einen umfassenden Eindruck vom neuen Lebensumfeld“, erläutert der 44-Jährige die Geschäftsidee. Allerdings geht es nur um finanzstarke Kundschaft. Gäste aus Nahost etwa, die zwischen Steigenberger und Interconti shoppen — und fast im Vorbeigehen sogar Wohnungen kaufen. „Wir haben sehr viele internationale Gäste“, sagt Kömmerling.
Für sie wird die Immobilie wie eine Marke in der Kinowerbung präsentiert. Alleine dafür liegen die Produktionskosten für einen Film nicht selten über 80 000 Euro. Wie in einer historischen Dokumentation beginnt beispielsweise die visuelle Vermarktung von 13 Eigentumswohnungen in den Mauern des ehemaligen Gloria-Theaters an der Belsenstraße in Oberkassel durch die Firma Engel & Völkers.
1951 wurden vor dem Kino Stinkbomben geworfen, weil Hildegard Knef in dem Film „Die Sünderin“ nackte Haut zeigte. Kömmerling hat sich die Rechte für einen 20 Sekunden langen Ausschnitt mit der Knef gesichert, mit musikalischer Untermalung der Gruppe Extrabreit („Für mich soll’s rote Rosen regnen“).
So schlägt er per Verkaufsfilm den Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft: In einem Jahr sollen die Luxus-Wohnungen bezugsfertig sein. Preis für eine 100 Quadratmeter große Wohnung im Erdgeschoss: 388 500 Euro.
Das ist ein Schnäppchen. In einem Objekt an der Wasserstraße neben der CDU-Landeszentrale, das Marketingexperte Kömmerling selbst an den Kunden bringt, entstehen drei Häuser mit Wohnungen in einer Größe von 90 bis 600 Quadratmetern. Die Preise pro Quadratmeter schwanken zwischen 6000 und 10 000 Euro.
Auch für Wohnungen (250 bis 400 Quadratmeter) im Kaiser-Friedrich-Palais an der entsprechenden Oberkasseler Ringstraße wird standesgemäß viel auf den Tisch gelegt. Einen fünfstelligen Eurobetrag wird auch hier der Quadratmeter kosten, so dass bei letzteren beiden Objekten Milliönchen über den Tisch gehen werden.
Auch darüber hinaus ist, was die Stellen vor dem Komma anbelangt, noch Spielraum: Die Top-Wohnungen, die Kömmerling zu Marken umfunktionierte, machten in vier aufeinander folgenden Jahren mit Kaufpreisen von fünf bis über zwölf Millionen Euro als teuerste Neubauwohnungen in Deutschland Schlagzeilen.
So macht er auch gar keinen Hehl aus seiner Zielgruppe, wie auf seiner Cadman-Homepage zu lesen ist: „Wer die teuersten Wohnungsbauprojekte vermarktet, muss wissen, wie man Milliardäre nachhaltig beeindruckt.“ Otto Normalbürger ist übrigens auch schwer beeindruckt.