In den Kneipen fliegen die Pfeile

Der Sport um die kleine Dartscheibe boomt. Auch in Düsseldorf gibt es tausende Spieler, die in verschiedenen Ligen spielen.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Seit vergangener Woche fliegen sie wieder, die Pfeile in den Düsseldorfer Elektronik-Dartligen. In 20 Gruppen gehen 155 Teams an den Start. Eine Erfolgsgeschichte, wenn man bedenkt, dass es diesen Sport in Deutschland noch gar nicht so lange gibt.

„1989 haben wir den ersten Dartautomaten aus den USA nach Düsseldorf geholt“, erinnert sich Horst Lichtenthäler, der im Ruhrgebiet bis hin zum Westerwald den Spielbetrieb verwaltet. Zur Probe wurden die Geräte in verschiedenen Gaststätten aufgestellt, um zu schauen, wie die Gäste darauf reagieren. „Die Resonanz war durchweg positiv und so haben wir uns dann entschlossen, einen Ligenspielbetrieb aufzubauen“, sagt Lichtenthäler.

Mit acht Mannschaften ging es 1992 in Düsseldorf los. Ein Jahr später waren es schon 20 Teams. „Drei Jahre später hatten wir dann sogar schon mehr als 100. Jetzt haben wir 155 Teams.“ Inzwischen wird von C- bis zur Bezirksoberliga in fünf verschieden Gruppen gespielt. Die Spielvariationen sind unterschiedlich. In der tiefsten Liga wird einfach von 301 auf Null runtergeworfen. In den oberen Ligen steigt der Schwierigkeitsgrad dann an. Es wird von 501 auf Null geworfen und zum Schluss muss eines der kleinen Doppelfelder getroffen werden. Inzwischen stagnieren die Anmeldezahlen, aber auf hohem Niveau wie Lichtenthäler betont. Doch das liegt seiner Meinung nach auch am Rauchverbot, das vielen Wirten zu schaffen macht.

„Ohne Darten hätten es viele Kneipen in Düsseldorf wirtschaftlich noch schwieriger“, sagt auch Kurt Barb, Wirt der Kneipe Kupe am Oberbilker Markt. In seinem Laden spielen fünf Mannschaften um Punkte. „Es geht um Geselligkeit und Spaß“, versucht Lichtenthäler, das Phänomen Dart zu erklären, „die Leute wollen nicht nur einfach in die Kneipe gehen, sondern dort auch aktiv sein.“ Die Zukunft sieht der 52-Jährige durchweg positiv: „Der E-Dart profitiert sicherlich auch vom Fernsehen, wenn dort die Spiele der Steel-Dart-Größen wie Phil Taylor oder Michael van Gerwen übertragen werden.“

In England, dem Mutterland des Dartens, hängt in so ziemlich jedem Pub ein Dart-Board. Allerdings in einer anderen Variante. Dort wirft man mit Stahlspitzen auf die runde Scheibe aus Kork. Auf der der Insel spielen Phil Taylor und Co. vor bis zu 12 000 Fans, die in die riesigen Hallen kommen.

Sebastian Mayer, der alle Steel-Dart-Turniere der PDC (Professional Dart Corporation) in Europa veranstaltet, ist sich sicher, dass Darten auch in Deutschland noch viel populärer wird. „Die Zuschauerzahlen sind in den vergangenen Jahren durch die Decke geschossen. 2007 hatten wir bei drei Turnieren außerhalb von England 4500 Besucher. Im Jahr 2015 haben wir bei elf Veranstaltungen schon über 150 000 Tickets abgesetzt.“ Der Turnierkalender ist bereits so voll, dass man kaum noch Veranstaltungen darin aufnehmen. So muss man eben in immer größere Hallen gehen. Auch die European Dart Open im Maritim Hotel am Düsseldorfer Flughafen stößt mit 9000 Besuchern an drei Tagen langsam an ihre Grenzen.

Der Sender Sport1 hat bei der letzten Weltmeisterschaft Rekordquoten erzielt. So sahen am 4. Januar 2015 in der Spitze fast zwei Millionen Dartfans das Finale zwischen Gary „The Flying Scotsman“ Anderson gegen den englischen Rekord-Weltmeister Phil „The Power“ Taylor, der bisher 16 Titel gewonnen hat und durch das Darten zum Multimillionär geworden ist, wie er selber sagt. Diesmal allerdings verlor Taylor und Anderson erhielt das Preisgeld von 300 000 Pfund, immerhin etwa 425 000 Euro.

Allerdings ist ein Besuch eines solchen Events schon ein bisschen mit einer Karnevalssitzung zu vergleichen. Die meisten Fans kommen verkleidet zu den Wettkämpfen und wollen einfach nur eine tolle Party feiern. Bei der es aber immer friedlich zugeht.