Initiative für den Kinderschutz Einsatz für den Schutz der Jüngsten

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Jonges und die Stiftung Regenbogenland wollen Projekte unterstützen, die die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder in den Blick nehmen. Warum das auch ein Signal an die Stadtgesellschaft ist.

Der neu geschaffene Preis will Initiativen und Projekte fördern, die Heranwachsenden helfen. Das können ganz unterschiedliche Themengebiete sein, sie sind nicht auf Gewalt und Missbrauch begrenzt.

Foto: dpa, Patrick Pleul

Die Düsseldorfer Jonges und das Kinderhospiz Regenbogenland wollen die Stadtgesellschaft für das Thema Kindeswohl sensibilisieren. „Wir schaffen einen mit 10 000 Euro dotierten Preis für Menschen, die sich in der Forschung, aber auch im alltäglichen Leben um das Wohl der Heranwachsenden verdient machen“, sagt Wolfgang Rolshoven. Den Baas der Jonges haben die zunehmenden Berichte über misshandelte und missbrauchte Kinder erschüttert. Und auch die Nachrichten über Täter, die sich in den Tiefen des Internets vergraben und dort oft ungestört Netzwerke knüpfen.

„Mir läuft es jedes Mal kalt über den Rücken, wenn ich die verpixelten Bilder der Opfer sehe. Wenn wir das ändern wollen, können wir nicht allein auf die Justiz bauen, sondern müssen als Düsseldorfer Bürger für den besseren Schutz der Jüngsten streiten“, sagt Rolshoven.

Was Gewalt mit Kindern anrichtet, weiß Norbert Hüsson, Vorsitzender des Kinderhospiz-Fördervereins, aus eigener Anschauung. „Zuletzt waren wir in unserer Einrichtung mit drei Fällen von Schütteltrauma konfrontiert, zwei dieser Kinder starben, eines wird mit lebenslangen Behinderungen leben müssen“, sagt er. Noch fehlten umfassende statistische Erhebungen, „aber die Experten berichten mir, dass sich bei etwa gleichbleibender Gesamtzahl die besonders schweren Fälle von Gewalt gegen Kinder häufen“, meint Hüsson. Die Corona-Pandemie habe die Situation noch verstärkt. So hätten Kinder und Frauen mit dem Täter, der plötzlich nicht mehr auswärts arbeiten ging, rund um die Uhr in der Wohnung gesessen. Das habe Konflikte in vielen Fällen verschärft. „Es macht also Sinn, den Fokus in der Stadt noch stärker auf das Kindeswohl zu richten. Der Preis soll dazu einen Beitrag leisten“, sagt Hüsson.

Mit dem ersten Düsseldorfer Kindeswohl-Preis, der ab 2022 alle zwei Jahre verliehen werden soll, zeichnen die Jonges und die Stiftung Regenbogenland posthum eine Pionierin der Arbeit mit von Gewalt betroffenen Kindern aus. „Wir wollen das Leben der Düsseldorfer Professorin Elisabeth Trube-Becker würdigen“, sagt Rolshoven. Die 2012 im Alter von 93 Jahren verstorbene Wissenschaftlerin hatte viele Jahre am Institut für Rechtsmedizin des Uni-Klinikums gearbeitet. Dort schuf sie die Grundlage für ein Angebot, das heute bundesweit Beachtung findet.

Entgegennehmen wird die Auszeichnung die heutige Leiterin des Instituts Stefanie Ritz-Thimme. Mit der Verleihung wollen die Preisstifter auch auf das aktuelle Projekt der Düsseldorfer Rechtsmediziner aufmerksam machen. Das Institut plant auf dem Campus der Uni-Klinik ein neues Gebäude, in dem verschiedene Aktivitäten rund um den Kinderschutz gebündelt werden sollen. Das künftige, nach Elisabeth Trube-Becker benannte Haus soll unter anderem die Ambulanz für Gewaltopfer, das Childhood-Haus, in dem Opfer ohne direkte Konfrontation mit dem Täter befragt werden, sowie das sozialpädiatrische Zentrum räumlich zusammenbringen. Rund acht Millionen Euro wird der Bau kosten. „Ohne viele weitere Spenden ist das Projekt nicht umsetzbar“, sagt Hüsson. Für die künftigen Kindeswohl-Preise ab 2024 wollen die Stifter die Projekte, die ausgezeichnet werden sollen, thematisch weiten. „Wir schränken das nicht auf Gewalt und Missbrauch ein, alle Initiativen, die sich um das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen kümmern, haben eine Chance“, sagt Rolshoven. So könnten beispielsweise auch lokale Projekte gegen Kinderarmut ausgezeichnet werden.

Die Jonges und das Kinderhopiz Regenbogenland seien offen für Vorschläge aus ganz unterschiedlichen Bereichen. „Dazu kann ein besonders Projekt des Kinderschutzbundes zählen oder eine Einrichtung, in der junge Frauen mit ihren Kindern Zuflucht finden“, sagt Hüsson. Den Stiftern sei es wichtig, in den kommenden Jahren neben der Wissenschaft und Forschung auch die Praktiker in den Blick zu nehmen. „Das Thema verdient mehr Aufmerksamkeit in der Stadt. Und die wollen wir mit dem von uns gemeinsam geschaffenen Preis schaffen“, sagt Rolshoven.