Düsseldorf In Lörick wird auch Metall im 3D-Drucker produziert
Voestalpine eröffnet Forschungszentrum. Gefragt sind die Teile vor allem im Auto- oder Flugzeugbau.
Düsseldorf. Wolfgang Eder, der Chef des Stahl- und Technologiekonzerns Voestalpine, hat an Düsseldorf und das Böhler-Areal ganz schlechte Erinnerungen. Ende 1988 war er Aufsichtsrat der kriselnden Böhler AG, als das Unternehmen zerschlagen wurde und viele Mitarbeiter ihren Job verloren. „Während der Aufsichtsratssitzung zogen 400 protestierende Mitarbeiter um den Häuserblock, sangen gregorianische Choräle und präsentierten Sarg und Galgen — alle Viertelstunde sahen wir das durchs Fenster“, erinnert sich Eder: „Es war gespenstisch, das hat sich mir eingebrannt.“ Umso erfreuter zeigte sich der Voestalpine-Chef heute: „Jetzt sieht hier alles wieder sehr gut aus, es hat sich enorm viel entwickelt auf dem Gelände.“
Und dazu will das Linzer Unternehmen künftig noch mehr beitragen: Mittwoch wird das Forschungs- und Entwicklungszentrum für den 3D-Druck von Metallen auf dem Böhler-Areal in Lörick eröffnet.
Die additive Fertigung (3D-Druck) ermöglicht die individuelle und flexible Umsetzung von Bauteilen mit neuen Formen und Funktionalitäten. In Lörick präsentiert wird zum Beispiel ein Lenkkopf für ein Go-Kart, der 30 Prozent mehr Stabilität und damit bessere Lenkeigenschaften aufweisen soll. Auch im Flugzeug- und Werkzeugbau oder der Autoindustrie werden bereits Metalle im 3D-Druck produziert, in der Medizintechnik können es Prothesen sein. Zunächst dauert die eigentliche Fertigung eines Teils deutlich länger und ist viel teurer als bei der herkömmlichen Produktion. Doch wer die Kosten eins zu eins vergleiche, vergleiche auch Äpfel und Birnen, sagt Ingenieur Eric Klemp: „Denn die additiv hergestellten Teile sind viel leichter und haben trotzdem eine höhere Steifigkeit.“ Letztlich sei der (Zusatz-) Nutzen entscheidend, nicht der Preis. Auch Jörg Sander von Airbus, der sich das neue Forschungszentrum anschaut, glaubt an „3D“ bei Metallen: „Wer da jetzt nicht dabei ist, läuft bald furchtbar hinterher.“
Technisch werden bei der additiven Fertigung Bauteile auf Basis eines 3D-Modells schichtweise aufgebaut. Als Ausgangsprodukt dient Metallpulver in verschiedener Aufbereitung (z.B. Edel- oder Werkzeugstähle). Das 3D-Verfahren ist bei Metallen viel anspruchsvoller als bei Kunststoffen, wo längst auch größere Teile additiv produziert werden können, weil Stahl viel schwieriger zu erhitzen ist. Die Metall-3D-Drucker schaffen das per Laserschmelze, zwei sind bei Voestalpine auf dem Böhler-Gelände schon in Betrieb, eine kostet etwa 250 000, die andere 650 000 Euro.
Und wie große Metallteile können die Maschinen herstellen? „Derzeit alle, die in eine Box mit 50 Zentimeter Durchmesser passen“, sagt Klemp.