Düsseldorf Integration mit Syrien-Fotos
Maren Jungclaus brachte die Flüchtlinge aus Damaskus und Aleppo zum Sprechen. Ein Nachmittag im Jungen Schauspielhaus.
Düsseldorf. Maren Jungclaus, die Frau mit den großen Augen und dem entwaffnenden Lachen, ist Fachfrau im Literaturbüro. Sie betreut internationale und spartenübergreifende Projekte. Das kann heute die Einweihung eines Bücherschranks, morgen das Theaterspiel in der Johanneskirche und übermorgen ein Bahnhofs-Projekt sein. Wir trafen sie am Montagnachmittag im Jungen Schauspielhaus. Dort holte sie ihre alten Fotos hervor, die sie 2010 von einer Reise nach Syrien mitgebracht hatte. Lauter Touristenaufnahmen. Manchmal etwas windschief, teilweise leicht verhuscht. Den Betrachtern war dies egal. Sie waren rundum glücklich. Denn unter den Zuhörern befanden sich ausschließlich Syrer. Sie redeten mit, erklärten und lachten.
Mit entwaffnender Offenheit sprach Maren Jungclaus darüber, wie sie mutterseelenallein nach Syrien gekommen war. Es war die Zeit kurz vor dem Bürgerkrieg, in dem das halbe Land zerstört und nach Schätzung von Aktivisten mehr als 465 000 Todesopfer zu beklagen sind. Auf ihren Fotos aber war alles heil. „Ich kam nachts um 2 Uhr an, und es fuhren immer noch Busse. Die Busverbindungen sind beispielhaft. Ich hatte da überhaupt keine Probleme“, erklärte sie.
Damaskus sei für sie schon lange ein Traum gewesen, fast wie aus tausendundeiner Nacht. Sie sei einfach hingeflogen, habe nichts gebucht. Das Reisen sei unheimlich einfach gewesen, auch für eine allein reisende Frau. „Ich habe unheimlich viel Respekt vor dem Land. Ich schaute zu, wie jemand Pfannkuchen macht. Und da sagte der Bäcker: „Wann auch immer Sie kommen, kommen Sie. Meine Wohnung ist Ihr Haus.“
Nun erzählte die Literaturfachfrau nicht einfach Anekdoten. Der Nachmittag hatte System. Denn immer montags bietet das Junge Schauspielhaus ein Forum für Flüchtlinge und Deutsche. Günter Kömmet, Koordinator des Café Eden, organisiert, bietet Wasser an. Und wenn nicht gerade Ramadan ist, gibt es auch ein Süppchen.
Nun war der Kreis der Zuhörer nicht zufällig zusammengewürfelt. Vielmehr handelte es sich um einen Integrationskurs, den Kerstin Kant, gleichfalls eine engagierte Frau, zunächst in der Heye-Schule, jetzt in der Volkshochschule anbietet. Sie hatte Orientalistik in Bochum studiert, der Partnerstadt von Damaskus. Aber es kam der Krieg und sie konnte nicht mehr reisen. Für sie waren die Fotos ein Ersatz für das eigene Erlebnis.
Mohammad Alibrahim diskutierte am lebhaftesten. Er lebt seit einem Jahr hier und kann sich schon gut verständlich machen. Worüber er ganz stolz ist, erklärte Kerstin Kant. Er fängt mit einem Minijob im Theatercafé an. Das sei, sagt sie, die Ausnahme. Die meisten Syrer müssen erst die Alphabetisierung schaffen und die Schriftsprache erlernen. Vorher sei es kaum möglich, für sie eine Arbeit zu finden.