Theater an der Kö „Honig im Kopf“ im Theater an der Kö

In „Honig im Kopf“ steht die junge Anne Bedenbender im Theater an der Kö in einem Stück auf der Bühne, das sie sehr berührt: „Ich kenne Demenz von meinem Großvater“.

Foto: Theater an der Kö

Düsseldorf. „Das ist mein Stück!“, schwärmte Anne Bedenbender ihrer Mutter vor. Es war der Tag, an dem sie die Einladung von René Heinersdorff erhielt, um für die Rolle der Tilda in „Honig im Kopf“ vorzusprechen. Die 30-jährige Schauspielerin war sofort Feuer und Flamme, obwohl es in den meisten Szenen um einen älteren Mann geht, der an Demenz leidet und in seiner notorischen Vergesslichkeit wenig Grund zum unbeschwerten Lachen bietet.

Der Grund: „Ich kenne das von meinem Großvater“, gesteht Bedenbender im WZ-Gespräch. Er wohne seit seiner Diagnose bei ihrer Tante in Siegen, „wo ich ihn besuche, wann immer ich Zeit habe“. Und legt noch einen drauf: „Meine Urgroßmutter litt an derselben Krankheit.“

Wenn der ältere Herr in dem Theaterstück Spülmaschine mit Kloschüssel verwechselt, nicht weiß, wo er ist oder wie sein Sohn, seine Schwiegertochter oder Enkelin heißen, denken vielleicht Zuschauer, das sei übertrieben. „Aber es ist so“, sagt Bedenbender. „Und häufig weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll.“ Szenen, die sie als Enkelin im Theater an der Kö spielt, hat sie in ähnlicher Form selbst erlebt. Vielleicht wirkt es deshalb so authentisch und ungekünstelt, wenn Anne als Tilda versucht, ihren geliebten Opa davor zu retten, ins Pflegeheim abgeschoben zu werden und mit ihm kurzerhand nach Venedig durchbrennt.

Und die anderen Darsteller? „Meine Kollegen haben ebenfalls einen Fall in ihren Familien.“ Genauso wie viele Zuschauer, die nach der Vorführung sagen, dass sie solche Situationen nur zu gut aus ihrem Alltag kennen. Viele hätten auch Angst davor, selber Alzheimer zu bekommen. „Das Beste ist es aber zu lachen, aber das kann nicht jeder“, so ihre Erfahrung. Erstaunlich jedenfalls der bundesweite Erfolg des Stücks. Bedenbender hat bereits 100 Vorstellungen hinter — z. B. in Berlin und auf Tournee — und noch etwa 200 vor sich. Das sei anstrengender als ein Musical oder eine Boulevard-Komödie. „Ich bin gespannt, wie es mir am Ende der Aufführungsserien geht.“ Denn: „Diese Rolle geht ans Eingemachte, bei allen Schauspielern.“ Irgendwann komme die Routine, hofft sie. Energisch und zielorientiert, so wirkt die 1986 an der Grenze zwischen NRW und Hessen geborene Frau mit blonden Haaren und Kulleraugen.

Mit 1,57 Meter relativ klein gewachsen, spielt Anne Bedenbender trotz ihres Alters häufig Mädchenrollen. Pippi Langstrumpf, Prinzessin Sonja, als Chava in Anatevka, oder in Räuber Hotzenplotz. Ihren Durchbruch erlebte sie in der Hauptrolle des Musicals „Conni“, 2014 bei der Uraufführung in Hamburg. Warum sie dabei auf der Bühne so unverfälscht wirke? „Ich schaue mir von meiner jüngeren Schwester (13) ab, wie sich Mädchen heute bewegen, wie sie sprechen und agieren.“

Angefangen hat sie nach der Schule mit einer Gesangs- und Tanz-Ausbildung. In Berlin, Hamburg und München, wo sie vor sieben Jahren ihre Wahlheimat gefunden hat. Und Film und Fernsehen. Wovon die meisten Schauspielerinnen in ihrem Altern träumen? Natürlich gebe es Castings. Aber momentan sei schwierig für sie, da sie ja als Tilda bis 2019 gebucht sei. Heute dürfe man aber keine Sperrdaten haben, wenn das Angebot für eine Rolle im TV käme. „Im Moment vermisse ich nichts“, sagt sie. Was nach „Honig im Kopf“ kommt? Man wird sehen. „Ich kann mich erst bewerben, wenn ich zeitlich verfügbar bin.“

Thema Beziehung. Das sei derzeit schwierig. „Tourneen und wochenlange Engagements an einem Theater sind Beziehungskiller.“ Aber: „Ich bin glücklich und gehe momentan ganz in meinem Beruf auf.“ Und immerhin hat sie neben ihrer Familie in der Nähe von Siegen einen großen Freundeskreis in München. Wie lange sie noch als Mädchen auf der Bühne erscheint? Ohne ein Sekunde zu zögern, antwortet sie: „Nur, solange es noch glaubwürdig ist.“

Zu sehen ist das Stück bis 18. Juni im Theater an der Kö nach dem gleichnamigen Til-Schweiger-Film, geschrieben von Florian Battermann und René Heinersdorff. In weiteren Rolle: Karsten Speck, Achim Wolff und Astrid Kohrs.

Tickets: Tel. 322333