Düsseldorf Tango ist Liebe, Lust und Leidenschaft
In Kooperation mit dem Tanzhaus NRW verwandelte sich der Platz vor dem Kö-Bogen am Montagabend in eine große Tanzfläche.
Düsseldorf. Er schaut ihr in die Augen und, sucht ihren Blick, ein bejahender Augenaufschlag von ihr, dann stehen sie sich auf der Tanzfläche gegenüber. Gekonnt legt er den Arm um ihren Rücken, ein Abtasten des anderen und schon geht es los. Beine wirbeln über den Tanzboden, während die Oberkörper erstaunlich ruhig bleiben. Sie tanzen Tango, den argentinischen, den echten.
In Kooperation mit dem Tanzhaus NRW verwandelte sich am Montagabend der Platz vor dem Kö-Bogen zu einer großen Tanzfläche. Bis spät in die Nacht hinein spielt der international bekannte Tango-DJ Jens-Ingo Brodesser aus Brüssel die schönsten Melodien und die Tanzpaare schwebten förmlich über — nein, nicht über das Parkett — sondern über den mit Folie ausgelegten Betonboden.
„Man muss sich beim Tango aufeinander einlassen. Hier gibt es sie noch die klassische Rollenverteilung von Mann und Frau. Der Mann führt und er macht das perfekt“, sagt Conny Schwarz. Er, das ist Christoph Gentenberger. 20 Sportarten hat er schon ausprobiert, aber beim Tango ist er schließlich hängengeblieben. „Dieser Tanz ist auch eine hohe sportliche Herausforderung. Man muss die Schritte beherrschen, mit der Musik im Einklang sein und immer vorausschauend denken, wenn man die Frau in eine neue Position führt. Außerdem muss man seine Umgebung beobachten, sonst führt das unweigerlich zu Zusammenstößen auf der Tanzfläche.“
Vor über 20 Jahren hat Christoph Gentenberger mit dem Tangotanzen in der Tanzschule Jupiter begonnen. Sie kam vor etwa zehn Jahren hinzu. Seitdem tanzen die beiden gemeinsam. „Er hat dort in meinem Kurs hospitiert und wir haben sofort miteinander harmoniert“, erinnert sich seine Partnerin Conny Schwarz. Der Tanz hat ihr so gut gefallen, dass sie mit 63 Jahren noch einmal eine Ausbildung zur Tanzpädagogin macht. „Ich möchte Kurse für Menschen vor Beginn eines Tanzkurses geben, damit sie ihre Angst verlieren.“
Tango hat auch etwas Erotisches in ihren Augen. „Nähe, Herausforderung, Unterwerfung, es ist alles dabei.“ Und Gentenberger ergänzt: „Man kann mit dem Oberkörper an Oberkörper oder mit der Hand an der Schulter führen. Tanzt man aber etwas mehr auseinander, dann kann man viel mehr Figuren tanzen.“
Natürlich ist auch die richtige Musik wichtig. Und dafür ist DJ Jens-Ingo Brodesser aus Brüssel zuständig. Er ist in ganz Europa unterwegs. Vergangene Woche hat er in Rom aufgelegt, und am Wochenende war er bei einem Tango-Festival in Frankreich. „Neben dem normalen Tango gibt es noch den Belonga, der ist etwas schneller und den Tango-Walzer. Eine besondere südamerikanische Form“, klärt er auf. Aus den Boxen schallt Musik, die eindeutig älter ist. „Bei solchen Veranstaltungen spiele ich nur Musik aus den Jahren 1935 bis 1955. An die kommt man zwar nur noch sehr schwer heran, aber das war die Blütezeit der großen Orchester. Aber genau das wollen die Leute hören. Dafür muss man als DJ ein Gespür entwickeln.“ Man nimmt heutzutage an, dass die Ursprünge des Tangos um 1880 entstanden sind, in einer Zeit, in der Massen von Einwanderern nach Buenos Aires strömten.
Jost Budde vom Tanzhaus NRW ist begeistert darüber, dass trotz der hohen Temperaturen so viele Menschen gekommen sind, um ihrer Leidenschaft zu frönen: „Was gibt es Schöneres, als in der City zu tanzen? In der Zukunft wollen wir uns hier jeden dritten Montag im Monat zum Tanzen treffen.“