Isabel Varell kehrt nach Düsseldorf zurück

Schauspielerin erinnert sich an bewegte Schulzeit. Jetzt gastiert sie im Theater an der Kö.

Foto: Annemone Taake

Sie hat einiges hinter sich: Eine Jugend ohne Vater, den ihre Mutter nach der Scheidung von der Tochter fernhielt. Ewige Konflikte mit der Mama, Ende der 1970er zweimal von der Schule geflogen — zuerst vom Goethe- dann vom Luisen-Gymnasium. Dann der Durchbruch als Sängerin, eine turbulente Ehe mit Drafi Deutscher, Karriere als TV-Schauspielerin, Comedy-Darstellerin und Moderatorin. Auch mit Mitte 50 hat Isabel Varell sich ihr Strahlen und ihr ansteckendes Lachen bewahrt.

Die Frau, die heute in Köln, mit ihrem zweiten Mann, dem TV-Regisseur Pit Weyrich, lebt, freut sich, endlich wieder in Düsseldorf auf der Bühne zu stehen. „Es ist eine ideale Stadt zum Wohnen“, schwärmt sie. Derzeit probt Isabel Varell — mit Familienname Wehrmann — auf der Probebühne in Unterbilk. Sie spielt eine der Hauptrollen im Stück „Sommerabend“, das am 13. Oktober Premiere im Theater an der Kö hat. Ihre früheren Deutschlehrer, die ihre Legasthenie nicht erkannten und sie deshalb als nicht normal abgestempelten, könnten heute stolz auf sie sein. Denn die temperamentvolle, einst widerspenstige und provokative Schülerin avancierte zur Erfolgsautorin. In ihrem Buch „Mittlere Reife — aus meinem Leben“, 2016 im Piper-Verlag erschienen und wochenlang auf der Spiegel-Bestseller-Liste, schrieb sie sich alles von der Seele. „Das war wie eine Selbst-Therapie“, sagt sie. „Und hat meiner Krankenkasse viel Geld gespart!“

Das Buch ist eine ungewöhnlich offene Autobiografie, in der sie nicht nur von ihrer Schokoladenseite spricht, sondern auch Einblicke in ihre strapaziösen emotionalen Achterbahn-Fahrten gewährt. Und unmissverständlich mit ihren Eltern abrechnet. „Sie haben mir nie Selbstbewusstsein vermittelt.“ Viele Menschen haben Ähnliches durchlitten, berichtet Varell. Das habe sie bei ihren Konzert-Lese-Touren („Lyricals“) erfahren.

Stolz ist sie, dass niemand gefragt habe, ob sie die 320 Seiten auch selber geschrieben habe. „Natürlich schreibe ich selbst. Genauso wie meine Lieder.“ Immerhin hat sie in drei Jahrzehnten zahlreiche Alben und zig Singles aufgenommen. Und mit Erfolg verkauft. An ihre erste Scheibe „Ich kämpf um Dich“ (1981), erinnert sie sich genau. Ihre tiefes Timbre überzeugte dann 1984 auch die Experten: Für den Erfolgs-Song „Verträumt“ erhielt sie die „Goldene Europa“ als beste Nachwuchssängerin.

Wie kommt es, dass sie mit 56 so erfrischend, unbeschwert und natürlich jung wirkt? „Man muss ohne Angst leben. Und das Kind in sich bewahren. Und Kinder wollen auf den Spielplatz.“ Ihr Spielplatz, so Varell, die keine eigenen Kinder hat, ist im Moment das Theater. Worum geht’s in dem Stück „Sommerabend“ aus der Feder von Gabriel Barylli, einem Multitalent von internationalem Ruf? Ein amüsantes und intelligentes Stück habe der österreichische Erfolgsgautor, Regisseur und Schauspieler Barylli geschrieben. Darin treffen sich zwei Ehepaare, deren Kinder heiraten sollen. Dabei entsteht ein wahres Gemetzel zwischen ihnen, so Varell, die die Mutter der Tochter spielen wird. Aber auch nach knapp sieben Wochen „Sommerabend“ im Kö-Theater hat Varell einen gefüllten Terminkalender. Sie schreibt Songs für das nächste Album, arbeitet an ihrem zweiten Buch, tourt Anfang 2018 mit dem Musical „Hairspray“. Möglich wär’s, dass sie bald wieder in einer TV-Serie zu sehen sein wird. Genaueres will — und darf — sie noch nicht verraten.

„Sommerabend“ ab 14. Oktober im Theater an der Kö. Tickets telefonisch unter 0211-322 333.

www.theateranderkoe.de