Japaner lieben Beethovens Neunte
Die Symphoniker spielen das Werk unter Gastdirigent Ryusuke Numajiri.
Düsseldorf. Sie ist Ludwig van Beethovens Opus Magnum, die Neunte Symphonie. Ihr weltumarmender Gestus mit der Vertonung von Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ macht das Werk zum Schluss zu etwas immer wieder Mitreißendem. So ist es auch beim Konzert der Düsseldorfer Symphoniker und des Städtischen Musikvereins unter der Leitung des japanischen Gastdirigenten Ryusuke Numajiri, dem designierten Generalmusikdirektor des Theaters Lübeck.
Bis zum krönenden Finale jedoch dauert es eine Weile, und für die Sätze eins bis drei bedarf es immer etwas mehr Gestaltungskraft als für das erfolgssichere Symphonie-Delta. Doch Numajiri scheint mit dem Orchester zunächst nicht ganz warm zu werden. Die Symphoniker musizieren folgsam, aber nicht begeisternd. Der Anfang klingt pauschal, wie abwaschbar, und im Scherzo fehlt es an motorischen Drive. Da will der Götterfunken noch nicht recht überspringen.
Lyrische Schönheit entfaltet aber das Adagio, bei dem der Dirigent den Symphonikern einen weichen, sanft leuchtenden Klang entlockt. Den Vierten Satz hat man zwar schon zwingender gehört, doch komponierte ihn Beethoven so effektvoll, dass das Publikum gar nicht anders kann als in Jubel ausbrechen. Der Chor des Städtischen Musikvereins, der bei der Neunten schon unzählige Male mitwirkte und unter Wolfgang Sawallisch einst an einer CD-Produktion für EMI Classics beteiligt war, singt derweil kraftvoll, dynamisch und spürbar engagiert.
Das Solisten-Quartett macht unterdessen einen etwas uneinheitlichen Eindruck: Prächtig intoniert Bariton Wilhelm Schwinghammer den berühmten Satz „O Freunde, nicht diese Töne!“. Auch Tenor Yosep Kang bewältigt seine Partie respektabel. Dem Gesang der Sopranistin Dara Hobbs merkte man indes etwas zu sehr an, dass die Partie Schwierigkeiten birgt.
Beethovens Neunte ist längst zur heimlichen japanischen Nationalhymne avanciert. Außerdem beginnt das Programm mit einem 1977 entstandenen Orchesterstück des japanischen Komponisten Toru Takemitsu (1930-1996). Inspiriert ist das Stück von einem Bild, bei dem sich ein Schwarm von weißen Vögeln, angeführt von einem schwarzen Vogel, auf einen Garten nieder senkt — das klingt hübscher als es sich nachher anhört.