Jens Hajek in der Komödie: Der Junge von nebenan wird zum Bösewicht

Zwischen Fernsehkamera und Theaterbühne: Der Schauspieler Jens Hajek mag es abwechslungsreich. Ab August tritt er in der Komödie auf.

Foto: Peter Bocklage/ Claudius Neidig

Düsseldorf. Jugendliche Liebhaber und der nette Boy von nebenan. „Die Zeiten sind vorbei, in denen ich auf junge, sportive Typen festgelegt war“, sagt Jens Hajek unserer Zeitung. „TV- und Theaterregisseure sehen in mir heute eher den Fiesling“, schmunzelt er. Der in Ratingen geborene und im Hafen lebende Schauspieler steht mit 49 Jahren längst zu grau melierten Haaren und einigen markanten Falten im Gesicht. Und das nicht nur vor der Kamera in der täglich ausgestrahlten RTL-Serie „Unter Uns“, sondern ab 8. August mal wieder in der Komödie.

Dort ist er in der männlichen Hauptrolle im Zwei-Personenstück „Die Eule und das Kätzchen“ zu sehen — als leicht verklemmter Buchhändler Felix und Möchtegern-Dichter mit Hang zu unverständlichen Sätzen. „Ein erfolgloser Schriftsteller trifft auf eine durchgeknallte Hobby-Prostituierte“, fasst Hajek das Stück zusammen. Es stammt aus den 1970ern, Regisseur Rolf Berg verlegt es in unsere Zeit. „Das gefällt mir“, sagt er. Es ist witzig, aber auch böse. Beide Figuren seien überfordert, hilflos und verletzend. Das rührt, ist aber auch zum Lachen.

Seine Rolle sei zwar kein echter Fiesling, eher der Typ verschrobener Einzelgänger. Sechs Wochen wird er diese Rolle täglich auf die Bretter bringen. Sein weiblicher Gegenpart Julia Kelz als Doris, die von Felix beim Hauswirt denunziert wird und sich ihm erst über zahlreiche Umwege nähert. Das Haus an der Steinstraße kennt er seit 1998, spielte bereits unter Komödien-Doyen Alfons Höckmann, dem Nachfolger-Duo Fuschl/Haizmann und jetzt unter Katrin Schindler. Er freut sich auf die sechs Wochen, wenn er auch tagsüber meist im TV-Studio arbeiten wird. Alles eine Frage der Organisation und Kondition. Denn wenn er auf der Bühne erscheint, kann es sein, dass er an demselben Tag bereits um halb acht Uhr morgens in der Maske sitzen und danach bis 18 Uhr seine Serien-Rolle spielen muss.

Zum WZ-Interview kommt er gerade zurück aus Köln-Ossendorf von einem Gespräch mit den RTL-Produzenten von „Unter uns“. Es ging darum, wie sich seine Rolle in der Seifenoper (seit 1994 gesendet und damit eine der langlebigsten) in den nächsten Monaten weiterentwickeln wird. Jetzt dreht die Crew gerade die Folgen, die im Oktober und November ausgestrahlt werden. „In naher Zukunft werde ich wohl kein Sympathieträger“, so Hajek mit ironischem Lächeln über seine Rolle als Benedikt Huber — einem Bauunternehmer, Ehemann und Vater von zwei Kindern, der sich in kriminelle Machenschaften verstrickt. Die Seifenopern haben sich weiterentwickelt, meint er. Die Dialoge seien heute besser, die Geschichten spannender. Und die Kameraführung eher wie im Film. Auch die Schauspieler müssten nicht nur gut aussehen und würden nicht mehr, wie in den 90ern, von der Straße weg engagiert. In einer privaten Kölner Schauspielschule hat Jens Hajek sein Handwerk gelernt.

Schon während der Schule und des Studiums an der Heine-Universität sammelte er erste Bühnenerfahrungen. Nach vier Semestern Literatur-Übersetzung wechselte er mit Anglistik und Sport in einen Lehramtstudiengang. Nach dem Ersten Staatsexamen stand er vor der Wahl: Schule oder Theater? Und entschied sich für Letzteres, da er schon während des Studiums im Juta auftrat, unter Ernest Martin in der damaligen Erfolgsproduktion „Die Welle“.

Eitelkeit? „Na klar, wir Schauspieler müssen eitel sein, gute Optik hilft“, sagt er prompt. Fit hält sich der einstige Sportstudent mit Cross Training, Kieser Sport und Joggen. Dazu kommt sein sympathisches, ausgeglichenes Auftreten. Das gab vielleicht auch den Ausschlag für einen Werbe-Vertrag einer Schweizer Schokoladenfirma und eines bekannten Rasierklingen-Herstellers. Wenn er neben TV und Theater dann noch Zeit hat, tritt er als Moderator auf oder fährt zu seiner Lebensgefährtin, einer Fotografin in Tübingen.

Wie er die Zukunft sieht? Optimistisch. „Du alterst gut! Deine Zeit kommt noch.“ Das sage ihm seine Agentin seit Jahren. Und die Fernseh-Serie? „Wenn’s am schönsten ist, soll man weitermachen“, so seine Devise. Doch liebäugelt Jens Hajek damit, auch mal Regie zu führen. Vielleicht ja bei seinem ersten eigenen Theaterstück. Zusammen mit Claudia van Veen, der Schwiegertochter von Herman van Veen, schrieb Hajek ein Stück, das jetzt einen Verleger gefunden hat. Den Titel wollte er noch nicht verraten.