Gedenken Juden-Deportationen: „Es begann in unserer Stadt“

Mit einer Feier ist am Donnerstag der neue Gedenkort eröffnet worden. Von dieser Stelle aus starteten Juden-Deportationen.

Foto: David Young

Düsseldorf. Vor 74 Jahren war Edith Devries schon einmal hier. In der Viehhalle des früheren Schlachthofs. Die Nazis befahlen die Juden der Region dorthin — um sie zu sammeln, zu registrieren, auszuplündern — und schließlich zu deportieren. Für fast 6000 Menschen war die Viehhalle der Eingang in die Hölle. Eine Nacht mussten sie dort zubringen, ehe die Züge in die Ghettos und Konzentrationslager im Osten starteten. „Diese Nacht kam mir unendlich lange vor“, sagte Edith Devries am Donnerstag bei ihrer Rückkehr. „In meiner Erinnerung war das ein dunkler Ort.“

Jetzt soll es ein heller Ort werden, ein Ort des Wissens, der Zukunft. Am 29. Februar wird in der ehemaligen Viehhalle die neue FH-Bibliothek eröffnet. Erst war geplant, in der Halle nur eine Gedenktafel aufzuhängen, die an die Deportationen erinnern sollte.

Oded Horowitz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, wies daraufhin, dass auf ähnliche Weise viele historische Orte aus dem Bewusstsein der Düsseldorfer verschwunden sind: „Die Orte des Grauens sehen wir nicht mehr.“ Daher sei der neue Erinnerungsort, der am Donnerstag in der Viehhalle eröffnet wurde, ein „Gegenentwurf“.

Auch den gab es nicht ohne Mühen. Burkhard Hirsch, Vorsitzender des Hochschulrates, setzte sich hartnäckig dafür ein, der AStA der FH ebenso. Die Stadt übernahm die Hälfte der Baukosten, Hochschulpräsidentin Brigitte Grass sicherte die Finanzierung einer Stelle zu. Zu sehen ist nun eine kleine Ausstellung mit Opfer-Biografien entlang der Rampen ins Untergeschoss sowie ein digitales Archiv, das auf zwei öffentlichen Rechnern zugänglich ist. In der Bibliothek selbst erinnern einige der ehemaligen Viehtröge daran, dass Menschen hier wie Vieh behandelt wurden.

So wird sichtbar, was Bürgermeister Friedrich Conzen so formulierte: „Der Holocaust war kein abstraktes Verbrechen, das sich irgendwo weit weg ereignete. Es begann in unserer Stadt, vor den Augen der Bevölkerung.“

Für Edith Devries, war es eine optimistische Rückkehr. Denn ihr Appell „So etwas darf nie wieder passieren“ ist an dieser Stelle gehört und verstanden worden.