Jugendbande: 14-Jähriger dringt nachts bei den Nachbarn ein

Bande aus Flingern hat sich bei Beutezügen meist auf Kneipen beschränkt. Die nächsten Prozesse stehen an.

Düsseldorf. „Pssst. . . Papa, es ist jemand in der Wohnung.“ Als seine 12-jährige Tochter in einer Nacht im Juli plötzlich neben seinem Bett steht, läuft es Andreas S. (Name von der Redaktion geändert) kalt den Rücken herunter.

Er geht ins Wohnzimmer und findet dort den 14-jährigen Viktor C. vor. Er schnappt sich den Jungen und ruft die Polizei.

Bei den Beamten zeigte sich der Junge offenbar aalglatt: „Ich wollte doch nur mal gucken“, soll er gesagt haben. In die Wohnung ist er mit dem Schlüssel von Frau S. gekommen.

Am Nachmittag war ein Techniker im Haus, der in den Keller musste. Als er dort fertig war, hat er die Schlüssel nicht zur Wohnung der Familie zurückgebracht, sondern ihn angeblich Viktor C. gegeben, der ebenfalls im Haus wohnt.

Zwar fragte Andreas S. auf der Suche nach dem Schlüssel bei allen Nachbarn nach, aber niemand — auch bei Familie C. — wusste angeblich etwas davon. Die Polizei hat den Schlüssel später bei Viktor gefunden.

Nachdem am Dienstag der ursprüngliche Kopf der Flingeraner Jugendbande (sie nannten ihn „Boss“) zu vier Jahren Haft wegen Einbruch, Diebstahl und Nötigung verurteilt wurde, müssen sich jetzt auch Viktor C. und weitere Jungen (alle 14 bis 16 Jahre alt) auf ihren Prozess im Januar vorbereiten. Denn der Einbruch in die Wohnung von Andreas S. war nur einer von vielen.

Unter den Angeklagten ist auch der 14-jährige Fekret S. Er soll nach der Inhaftierung von „Boss“ der Kopf der Bande gewesen sein. Insgesamt werden den fünf Jungs 23 Einbruchs- und Diebstahlsdelikte zur Last gelegt. Hinzu kommt bei Fekret S. ein Autodiebstahl. Am 30. September soll er mit einem BMW einen Unfall verursacht haben. Danach soll er den Wagen mit laufendem Motor stehengelassen haben und geflohen sein.

Hauptsächlich Geld, Telefone und Laptops haben die Jungen auf ihren Streifzügen durch Flingern erbeutet. In Gaststätten und Geschäfte sind sie eingebrochen. Das Geld sollen sie unter anderem für Bordell-Besuche ausgegeben haben. In der Nacht zum 8. Oktober sind sie in insgesamt fünf Kneipen eingebrochen.

An ihrer letzten Station hat die Polizei sie schließlich gefasst. Fekret S. sitzt mit zwei „Kollegen“ seitdem in Untersuchungshaft, Viktor C. und ein Komplize sind in einer „Stop & Go“-Haftvermeidungseinrichtung.

Andreas S. hofft, dass die jungen Täter schnell eine Strafe bekommen, denn der Schock sitzt in seiner ganzen Familie tief: „Ich kontrolliere jeden Abend zweimal, ob meine Tür abgeschlossen ist. Und meine Kinder fragen ständig, ob wieder ein Einbrecher kommen kann.“