Wirtschaftskriminalität: Thomas Ziegler jagt die Fälscher auf der ganzen Welt
Der 47-jährige Jurist ist Leiter der Rechtsabteilung des Armaturenherstellers Grohe. Die hochwertigen sanitären Produkte der Düsseldorfer Firma werden fast ausnahmslos in China kopiert.
Düsseldorf. Wer in seinem Bad auf hochwertige Design-Armaturen setzt und dafür zum Teil richtig viel Geld ausgeben möchte, dem wird der Name Grohe nicht unbekannt sein. Der Düsseldorfer Sanitär-Hersteller ist nach eigenen Angaben Europas größter und mit rund acht Prozent Marktanteil einer der weltweit führenden Anbieter von Armaturen.
Doch der Luxus hat nicht nur im buchstäblichen Sinne seinen Preis: Die Qualitäts-Wasserhähne und Duschköpfe werden gerne kopiert und für einen viel geringeren Preis unter ähnlicher Marke in aller Welt verkauft.
Seit Jahren kämpft Grohe gegen diese Produktpiraten mit besonderer Energie und finanziellem Einsatz. „Plagiats-Jäger“ in dem Unternehmen, das seinen Sitz in Oberkassel hat, ist der Hausjurist Thomas Ziegler. „Ich habe jede Woche mehrfach Kontakte zu unseren Beratern. Die Plagiate kommen fast ausschließlich aus China.“
Informationen darüber, dass wieder Fälschungen im Umlauf sind, bekommt der 47-Jährige in der Regel von den Fachabteilungen des Hauses: aus dem Marketing, dem Vertrieb und natürlich von den Designern, die sich besonders darüber ärgern, dass ihre Kreativleistung kopiert und anschließend verhökert wird. Sie wiederum erfahren von Messen oder aus dem Internet von den Kopien.
Zahlen darüber, wie hoch der finanzielle Verlust ist, hat das Unternehmen nicht, weil das wahre Problem eher dahinter steckt. „In erster Linie ist das ein Imageschaden für uns“, erläutert Ziegler. Wer minderwertige Fälschungen im guten Glauben kauft, es handele sich um Grohe-Produkte, wird bei wahrscheinlichen Defekten künftig davon Abstand nehmen und den Namen negativ abspeichern. Ziegler: „Wir haben einen guten Ruf zu verlieren.“
Rund 30 Prozent seiner Tätigkeit als Leiter der Rechtsabteilung bei Grohe verwendet der Jurist, um so genannte gewerbliche Schutzrechte in Anspruch zu nehmen. Dabei geht es neben der Verfolgung der Design- und Markenrechte auch um Patente. „Hierbei geht es um die Technik in den Produkten“, so Ziegler.
Mehrfach in der Woche instruiert der Jurist seine chinesischen Berater, die letztlich wie Detektive arbeiten. Um Beweise zu sichern, geben sie auch vor, Händler zu sein, fotografieren die Armaturen oder machen sogar Testkäufe.
Anschließend nehmen sie wieder Kontakt mit Düsseldorf auf. Erst am Mittwoch erwirkte das Haus in China eine behördliche Verfügung, damit rund 1000 gefälschte Handbrausen mit Schraubverschlüssen und Schläuchen vernichtet werden können.
Mittlerweile werden die asiatischen Fälschungen häufig auch in den Mittleren Osten verschifft. Dabei wird auch vor dem Namen nicht Halt gemacht. Das Original-Logo der Firma wird dabei genauso frech eingesetzt wie leichte Abwandlungen des Firmennamens. In Europa tauchen die Plagiate allerdings seltener auf.
Auf der weltweit größten Messe für Armaturen jedoch in Frankfurt, der ISH, ist auch Ziegler regelmäßig bei den Zollrundgängen dabei. Wie bei einer Razzia werden die Produkte auch hier insbesondere der chinesischen Händler in der Halle unter die Lupe genommen. „Die eingetragenen Schutzrechte sind hier das A und O“, sagt Ziegler.
Per Foto oder digitalem Gerät präsentieren die Grohe-Mitarbeiter den Zöllnern die Originale. „Dann werden die Fälschungen sofort von den Ständen entfernt.“