Sturm aufs Standesamt: 61 Paarewollten die letzte Schnapszahl

Ja-Worte im Minutentakt, ein voller Reisebus und eine entscheidende Minute Verspätung: Im Standesamt gab es gestern viel zu tun.

Düsseldorf. Im Foyer des Standesamtes reiht sich Paar an Paar, Konfetti klebt auf dem dunklen Teppich, Kameras blitzen im Sekundentakt: Heute wird geheiratet — und das gleich 56 Mal, alle zehn Minuten ein Ja-Wort.

Der 12. Dezember ist das letzte Schnapszahl-Datum für lange Zeit. Entsprechend voll ist es an der Inselstraße. Fünf Hochzeiten gibt es zudem im Benrather Schloss.

Während mancher Hochzeits-Fotograf Mühe hat, Paare und Gäste richtig zuzuordnen, bekommen die eigentlichen Hauptdarsteller davon kaum etwas mit. Sie leben an diesem Tag in ihrer eigenen Welt. „Ich bin total entspannt und freue mich einfach“, sagt Elisabeth May, die ihr Ja-Wort vor wenigen Sekunden gegeben hat.

Aber warum musste es gerade der 12. Dezember sein? „Na ja, dieses Datum vergisst er wenigstens nicht“, sagt die 30-Jährige und grinst ihren Mann Daniel Jasper an.

Dafür nimmt sie gerne in Kauf, dass es an ihrer Hochzeit etwas kühler ist und feine Schneeflocken auf den Bürgersteig vor Haus Nummer 17 fallen: „Natürlich feiern wir heute noch ein bisschen. Aber die eigentliche Party gibt es dann im Sommer.“

Zwischen all den Brautsträußen, Glückwünschen und Freudentränen ist das zehnköpfige Team um Standesamts-Chef Klaus Bachtenkirch eine Insel der Ruhe. Schließlich gab es schon schlimmere Tage. Den 9. September 1999 etwa — da waren es 77 Paare, die sich das Ja-Wort geben wollten. „Nach zwölf Jahren in diesem Job ist so ein Tag für mich nicht stressig“, sagt Beamter Detlef Averbeck.

Sechs Paare wird Averbeck heute trauen. „Die Menschen kenne ich vorher nicht. Ich entscheide spontan und je nach Feedback, was für eine Rede ich halte — ob eine lustige, ernste oder nachdenkliche.“

Dabei gelingt seinen Kollegen und ihm an diesem Tag ein kleines Kunststück. Trotz übervoller Säle schaffen sie es, den potenziellen Fließband-Charakter gar nicht erst aufkommen zu lassen. „Es war absolut so, wie ich mir das vorgestellt habe“, schwärmt Sandra Flerge, die im neunten Monat schwanger ist. Dabei blieb ihr dafür eigentlich kaum Zeit. „Wir haben uns erst vor einer Woche entschieden, zu heiraten“, sagt ihr Mann Benjamin.

Geklappt hat die Spontan-Hochzeit am Schnapszahl-Tag, weil ein anderes Paar abgesagt hatte. Erst nach der Anmeldung wurde den beiden klar, dass es heute etwas voller werden würde. Gestört hat es sie nicht. „Ich mag es wuselig, das passt zu uns“, sagt Sandra Flerge.

Der Ansicht sind auch Marina und Caroline Wolff — die einzigen beiden Frauen, die sich an diesem Tag das Ja-Wort geben. Nach der obligatorischen Feier mit der Familie steht für die beiden noch eine große Party mit allen Freunden an.

Für alle Zahlen-Fans geht es natürlich noch perfekter — und einmaliger: Der 12. Dezember 2012 um genau 12.12 Uhr. Das hatte sich Knoten-Wirtin Isa Fiedler vorgenommen und für die Anmeldung zur Doppelhochzeit mit einem befreundeten Wirtspaar sogar einer Nacht vor dem Standesamt campiert.

Sie, ihr Mann Michael Salopek, Freundin Wiebke Weinert und Oliver Oechler reisen mit einer ganzen Entourage an. Vor dem Standesamt hält ein Reisebus, Partyzelte werden aufgebaut, ein Bierausschank aufgebaut. „Genau so sollte das sein“, sagt eine überglückliche Isa Fiedler.

Als die frisch Verheirateten die Treppe des Standesamtes heruntergehen, ertönt Musik, Reis und Blütenblätter werden geworfen und sogar die Sonne zeigt sich. Nur das mit der Uhrzeit hat nicht ganz geklappt: „Ich habe heimlich nachgeschaut: Es war 12.13 Uhr“, sagt Michael Salopek und lacht.