Jugendhilfe in Düsseldorf Jugendberufshilfe verlässt Rath
Rath. · Die Einrichtung soll an die Emmastraße verlegt werden. Das sorgt für Kritik. Befürchtet wird, dass die Qualität der Arbeit leiden wird.
Wenn Jugendliche aus eigener Kraft nicht in der Lage sind, den Weg ins Berufsleben zu schaffen, finden sie seit rund 30 Jahren Unterstützung in der Jugendberufshilfe (JBH) an der Oberrather Straße. Sie können sich dort in verschiedenen Berufszweigen ausprobieren und erhalten zudem noch Unterstützung in Form von Förderunterricht, Bewerbungstraining, Betriebspraktika und Hilfestellung bei persönlichen Problemen.
Die Erfolgsquote der Einrichtung ist groß, rund 85 Prozent der jungen Menschen haben nach Verlassen der JBH eine berufliche Perspektive. Sie besuchen wieder eine Schule, fangen eine Ausbildung an oder nehmen an einer Weiterqualifizierung teil. Deshalb sorgen die Pläne, die Einrichtung an den Hauptstandort der JBH Düsseldorf an der Emmastraße zu verlegen, für Kritik.
„Das Angebot in Rath ist sehr niedrigschwellig und besonders die familiäre Atmosphäre dort tut den Jugendlichen sehr gut. Solch eine Entscheidung ist nicht nur ein Fehler, sondern auch ein Affront gegen die Mitarbeiter, die dort hervorragende Arbeit leisten“, sagt die Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel (CDU). Sie befürchtet, dass vor allen Dingen die Jugendlichen, die einen besonderen Schutz brauchen, an der Emmastraße „untergehen“ könnten.
Bezirkspolizist Michael Gräßel wiederum befürchtet, dass durch einen Umzug die über viele Jahre aufgebaute gute vertrauensvolle Zusammenarbeit zerstört werden und die Qualität der Arbeit durch eine Verlagerung leiden könnte. „In der Emmastraße kann man womöglich nicht mehr so intensiv auf den Einzelnen eingehen, wie das bislang der Fall ist.“
Zudem ist die JBH an der Oberrather Straße gut im Stadtteil integriert. Sie übernimmt dort zum Beispiel Aufträge wie das Bepflanzen von Grünanlagen, hat eine Patenschaft für die große Unterführung übernommen oder hilft bei Veranstaltungen wie dem großen ökumenischen Pfarrfest mit.
Der Umzug an die Emmastraße soll in den Sommerferien erfolgen. Die Geschäftsführerin der JBH Düsseldorf Melanie Spengler begründet diesen Schritt mit geänderten Vorgaben und Strukturen. So werden zum Beispiel in den Werkstätten an der Emmastraße – dazu gehört beispielsweise eine große Lehrküche – immer weniger Jugendliche selber ausgebildet, da mehr Kooperationen mit Unternehmen eingegangen werden. Zudem würde die Agentur für Arbeit weniger Bedarf an den eigenen Ausbildungsplätzen anmelden. „Darauf haben wir keinen Einfluss und deshalb werden unsere Werkstätten inzwischen teilweise nicht mehr genutzt, stehen leer“, sagt Spengler.
Alle Angebote an
einem Ort gebündelt
Sie erhofft sich Synergieeffekte und will Ressourcen durch einen Umzug bündeln, der aber keine Nachteile für die Jugendlichen bringen soll. „Im Gegenteil. Dann sind alle Angebote der Berufsorientierung an einem Ort und die Jugendlichen können in mehr Bereiche hinein schnuppern“, sagt Claudia Herzig, pädagogische Leitung der JBH.
Zwar ist die Einrichtung an der Emmastraße mit rund 300 Jugendlichen größer als die in Rath mit 50 jungen Menschen, aber untergehen soll dort auch niemand. „Zumal nie alle gleichzeitig vor Ort sind, da die Jugendlichen etwa an ihren Ausbildungsorten oder im Praktikum sind“, sagt Spengler.
Dass der Standort Emmastraße nicht so eine familiäre Atmosphäre wie Oberrath besitzt, wird nicht bestritten. „Der schöne Standort alleine ist aber nicht ausschlaggebend dafür, sondern die gute Arbeit der Mitarbeiter. Wir sind überzeugt, dass dieses es auch schaffen, so eine Atmosphäre in die Emmastraße zu transportieren“, sagt Herzig. Möglichkeiten, auch die Räume ansprechender zu gestalten, seien vorhanden. „Die Verschönerungen können die Jungendlichen mitgestalten.“
Im Dezember wird der Aufsichtsrat der JBH sich von der Geschäftsführung die Pläne und Gründe für den Umzug vorstellen lassen und anschließend eine Empfehlung aussprechen. „Grundlage unserer Entscheidung wird dann sein, was am besten für die Jungendlichen ist, wo diese am besten gefördert werden können“, sagt der Vorsitzende, Stadtdirektor Burkhard Hintzsche.