Düsseldorf Jury für den neuen Museumschef in der Kritik
Krefeld macht es dem reichen Düsseldorf vor, wie man eine Persönlichkeit für die Kunst am besten findet.
Düsseldorf. Das Museum Kunstpalast ist nach Meinung von Kulturdezernent Hans-Georg Lohe ein internationales Haus. Die Jury aber, die den Nachfolger für den 2017 scheidenden Generalintendanten Beat Wismer sucht, besteht bislang ausschließlich aus Düsseldorfern. Das benachbarte Krefeld macht es trotz seines Nothaushalts der reicheren Landeshauptstadt vor, wie sich eine Findungskommission zusammensetzen sollte.
Die Nachbarstadt sucht sehr professionell den neuen Chef der Krefelder Museen. Museums-Superstar Max Hollein aus Frankfurt, der Chef des Kölner Museums Ludwig, Yilmaz Dziewior und der Düsseldorfer Generaldirektor Beat Wismer suchen mit, neben der Akademieprofessorin Pia Fries und Magdalena Broska von der Adolf-Luther-Stiftung.
Krefelds Kulturdezernent Gregor Micus erklärt, wie er an diese Findungskommission kam: „Über gute Kontakte. Magdalena Broska sprach den Frankfurter Hollein an, weil die Luther-Stiftung Zero-Kunst nach Frankfurt entliehen hat. Ich kenne Beat Wismer aus meiner Zeit als persönlicher Referent des damaligen Neusser Stadtdirektors Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff. Ohne Netzwerk-Arbeit geht es in der bildenden Kunst nicht.“
Die Jury für die Wismer-Nachfolge enthält drei Abgesandte von Eon, die sich in Unternehmensentwicklung, Politik und Kommunikation auskennen. Die Stadt schickt Heinrich Heil, der in seinem Buch „Der Kunst die Regeln geben“ im Gespräch mit Markus Lüpertz sagt: „Wir benötigen die Lüge, um über die Realität, die man gemeinhin als Wahrheit anspricht, den Sieg davonzutragen.“ Fotokünstler Andreas Gursky steht als Fachmann allein auf weiter Flur. Nun soll ihm wenigstens ein Museumsmann zur Seite gestellt werden.
In Düsseldorf verfährt man nicht zum ersten Mal kleinklein. Bei der Wahl von Marion Ackermann von der Kunstsammlung saßen nach Auskunft des früheren Kulturstaatssekretärs Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff fast nur Einheimische in der Findungskommission. Und selbst bei der Wahl von Wismer hätten der damalige Eon-Chef Hartmann, der frühere OB Erwin, Kulturdezernent Lohe und Freundeskreis-Sprecher Thoma zusammengesessen.
Doch die Zeiten haben sich geändert: Als Dirk Elbers während seiner Amtszeit als Oberbürgermeister seine Presseamtschefin Natalia Fedossenko in die Kommission zur Findung der neuen Intendanz für das Düsseldorfer Schauspielhaus berief, flogen die Fetzen. Aktuell wird hinter vorgehaltener Hand die Jury für den Kunstpalast als „erschreckend“ kritisiert.
Wolfgang Kamper, der frühere Kulturausschussvorsitzende, ist angesichts der jüngsten Entwicklungen skeptisch: „Die Jury für die Nachfolge von Beat Wismer ist wenig qualifiziert zusammengesetzt. Was in Krefeld geht, sollte doch auch in Düsseldorf möglich sein. Die Kulturpolitik muss schnell Kriterien finden, um das altehrwürdige Haus entsprechend zu würdigen. Früher war sogar daran gedacht, das Museum am Ehrenhof zu erweitern und einen neuen Eingang vom Rhein her zu schaffen, weil man das Haus für so bedeutend hielt.“