Kampagne: Der Schockeffekt soll Radfahrer wachrütteln

Radfahrer verursachen überwiegend Unfälle, weil sie rote Ampeln missachten. Morgen wird deshalb verstärkt kontrolliert.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Das Fahrrad ist total zerstört, und die Autoscheinwerfer sind zerborsten. Auch die Windschutzscheibe hat den Aufprall nicht unbeschadet überstanden und ist hinüber. Die Blutspuren sind unverkennbar. Auf der Straße ist mit Kreide der Umriss eines Menschen gemalt. Es sieht schlimm aus — doch zum Glück ist der Unfall nur gestellt.

„Wir wollen schon ein bisschen schockieren und den Leuten zeigen, was alles passieren kann, wenn man mal einen kurzen Augenblick nicht aufpasst“, sagt Susanne Heusgen von der Polizei Düsseldorf. Seit Mai 2013 läuft die Kampagne „Sehen & gesehen werden — Radfahren in Düsseldorf“. Zusammen mit der Verkehrswacht und der Stadt Düsseldorf wird versucht, Radfahrer auf die Gefahren im Straßenverkehr hinzuweisen.

„Nachdem wir uns schon mit Themen Alkohol, Geisterfahrten auf dem falschen Radweg und auch der Ablenkung durch laute Geräusche beschäftigt haben, machen wir jetzt auf die Gefahren beim Überfahren von roten Ampeln aufmerksam“, sagt Heusgen. „Denn meistens wird ein Unfall durch das Missachten des Rotlichts vonseiten des Radfahrers verursacht.“ Deshalb wird es morgen auch verstärkte Rotlichtkontrollen bei Radfahren geben.

Seit Beginn der Kampagne wurden 590 Anzeigen gegen Radfahrer gestellt, die eine rote Ampel missachtet haben. Das kann auch richtig teuer werden — bis zu 180 Euro und ein Punkt in Flensburg blühen dem Verkehrssünder. Allerdings zeigt ein Blick in die Statistik, dass die Kontrollen fruchten. Gab es 2012 noch drei getötete Radfahrer, starb im Jahr darauf kein einziger mehr auf den Straßen der Landeshauptstadt. Allerdings stieg die Zahl der Schwerverletzten von 71 auf 88, die Zahl der Leichtverletzten ging dagegen von 575 auf 548 zurück.

Vom gespannten Absperrband vor dem fiktiven Unfallortaus aus beobachten Alina Grose und Mert Öztürk die Szenerie. „Ich muss zugeben, dass ich selbst oft zu schnell auf dem Fahrrad unterwegs bin“, gesteht Grose. „Doch gerade für mich als Autofahrerin wirkt das hier doch sehr abschreckend.“ Ihr Freund Mert hingegen sieht sich als Radfahrer vor allem mit Blick auf die Verkehrssituation in Düsseldorf benachteiligt. „Man muss sich hier doch nur einmal umschauen, nirgends sieht man einen Fahrradweg.“ So sei man als Radfahrer ständig auf der Flucht vor rasenden Autos und müsse dabei zusätzlich Rücksicht auf unachtsame Fußgänger nehmen.