Düsseldorf Kampf gegen Zunahme bei Fahrraddiebstählen

Zahl lag 2015 höher als in den Vorjahren. Nur wenige Taten werden aufgeklärt. Polizei und Stadt steuern gegen.

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Düsseldorf. Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist enorm hoch. 2015 lag sie mit 4414 Fällen aber sogar noch einmal höher als in den Jahren zuvor. Das Kriminalitätsfeld floriert — laut Polizei auch, weil die Beuteerwartung durch Pedelecs, E-Bikes und Ähnliches immer weiter wächst. Und: Nur 4,4 Prozent der Diebstähle im vergangenen Jahr wurden aufgeklärt. Die Täter haben also eine große Chance, unerkannt davonzukommen.

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„Bei sehr vielen Taten haben wir überhaupt keine Ermittlungsansätze“, erklärt Marcel Fiebig von der Polizei. „Das Stehlgut ist weg — und das Spurenmaterial auch.“ Und: Viele Opfer erstatten nicht einmal Anzeige, weil sie um die geringe Erfolgsaussicht wissen. „Je billiger das Fahrrad, umso größer ist die Dunkelziffer“, glaubt Fiebig. Fehlende Spuren, fehlende Anzeigen — insofern haben die Fahnder es bei der Jagd nach Fahrraddieben noch schwerer als auf der Jagd nach Einbrechern.

Parallelen gibt es aber zwischen den beiden Deliktsfeldern. „Auch hier gibt es hochspezialisierte reisende Tätergruppen, die es auf teure Räder abgesehen haben“, so Fiebig. Nicht selten seien sie im großen Stil mit Lkw unterwegs, um massenhaft Beute aufzuladen — und sie hätten ihre festen Absatzmärkte, häufig im Ausland. Ein Beispiel: Im Herbst 2014 hob die Düsseldorfer Polizei einen rumänischen Familienclan aus, der zig Fahrraddiebstähle begangen haben soll; oft in Verbindung mit Einbrüchen in Fahrradgeschäfte. 22 Ermittlungsverfahren wurden seinerzeit eingeleitet.

„Dann gibt es Gelegenheitstäter, die nicht organisiert sind“, erklärt Fiebig weiter. In der vergangenen Woche etwa wurde die Polizei zu einem Studentenheim an der Brinckmannstraße gerufen, wo sich ein Mann im Fahrradkeller herumtrieb. Die Fahnder erwischten zudem einen Komplizen in einem Kleintransporter vor der Tür, in dem schon vier Räder standen. Beide Männer sind Düsseldorfer. Diese Täter, so Fiebig, sind weniger vernetzt und nur auf schnelles Geld aus. Eine weitere Tätergruppe seien Betrunkene, die etwa spontan ein Rad klauen, um nachts aus der Altstadt heimzukommen.

Um derlei Ungemach zu verhindern, verkauft Björn Lorberg bei „Rad ab“ an der Friedrichstraße Schlösser aus Stahl und mit hochkomplexem Schließzylinder für bis zu 125 Euro. „Früher haben die Kunden immer sehr am Schloss gespart“, berichtet er. „Aber durch die hohen Diebstahlszahlen ist das Sicherheitsbedürfnis schon größer geworden.“ Inzwischen würden auch mal mehr als die laut Faustregel zehn Prozent des Rad-Preises in eine Kette investiert.

Was er den Kunden empfiehlt, macht Lorberg vom Wert des Rades abhängig — auch vom ideellen Wert. Aber generell gelte für Schlösser bis gut 30 Euro: „Das sind Wegfahrsperren — böse sagt man auch Geschenkband.“ Vollkommene Sicherheit bietet aber nicht einmal die 165 Euro teure Granitkette, die er für wertvolle Kindertransporträder verkauft. „Das unknackbare Schloss gibt es nicht“, sagt Lorberg. „Aber wer das öffnen kann, der öffnet auch eine hochwertige Limousine.“

Problem sei vielmehr, dass viele Räder zwar ab-, nicht aber angeschlossen würden. „Wir haben immer noch zu wenig Fahrradparkplätze“, sagt Lorberg. „Die Stadt bemüht sich nachzubessern. Aber es ist noch viel zu tun.“ Was Steffen Geibhardt vom Amt für Verkehrsmanagement nicht einmal bestreitet. „Es ist ein schwieriges Thema. Im Straßenraum ist eben nur begrenzt Platz.“ Zwischen 6000 und 7000 Fahrradbügel gebe es. „Wir machen im Jahr 350 bis 400 neue.“ Und zwar dort, wo sich Hausbesitzer, Mieter oder sogar Fitnessstudiobesucher solche wünschten. Aber: Auf engen Gehwegen sei die Errichtung nun einmal nicht möglich. „Und dass wir Autoparkplätze wegnehmen, ist die Ausnahme. Das gibt immer einen Aufstand“, erklärt Geibhardt.

Ein neues Modell sind abgeschlossene Fahrradhäuschen, die eine Gruppe erwirbt und für die die Stadt die Fläche zur Verfügung stellt — ein Pilotprojekt gibt es an der Chlodwig-/Himmelgeister Straße. „Wir arbeiten an einem Konzept, um das weiter zu fördern“, sagt Geibhardt. Und dann sind da noch die Fahrradboxen an Bahnhöfen. „Die sind weg, sobald man sie aufstellt“, erklärt der Verkehrsplaner zum Erfolg. „Aber das ist keine Lösung für das Massenproblem.“

Langfristig müssten gute Abstellmöglichkeiten für Räder schon ein festes Kriterium bei Neubauten sein. Trocken und sicher, ohne Treppen. Die Stadt Düsseldorf engagiere sich beim Städtetag sowie in der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Städte, damit die Bauordnung in dieser Hinsicht strenger wird.