Katastrophen-Tourismus: Hofgarten zieht die Massen an

Trotz Warnungen sind tausende dort und knipsen — viele auch mit Kindern.

Sturmschäden als Erlebnispark: ein Pärchen am Sonntag Nachmittag im Hofgarten.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Das beliebteste Fotomotiv in Düsseldorf ist in diesen Tagen nicht der Rheinturm und auch nicht der Burgplatz, es sind die umgestürzten Bäume im Hofgarten. Diesen Eindruck bekommt, wer sich am Wochenende dort umsah. Jogger, Radler, Spaziergänger, Kinder — der Park ist voll und wer keine Kamera dabei hat, knipst mit dem Handy. Sorgen um die Sicherheit hat offenbar keiner.

Marianne Lorentz hat von Freunden aus anderen Städten die Bitte gehört, sie solle Fotos schicken. „Ich will das aber auch für mich festhalten, so etwas bekommt man wohl nicht noch einmal zu sehen“, sagt die Frau, während sie einen mächtigen gestürzten Baum fotografiert.

Sie ist nicht die einzige, scharenweise sind Menschen im Hofgarten unterwegs. Der Park sieht fast noch so aus wie am Tag nach dem Sturm, zahllose Äste und Bäume liegen auf Wiesen und Wegen. Wo diese blockiert sind, haben sich längst neue Trampelpfade gebildet.

Manche reagieren betroffen, einer jungen Frau kommen die Tränen, als sie die urwaldähnliche Landschaft betrachtet: „Der Hofgarten war immer einer meiner Lieblingsorte“. Andere scheinen fast begeistert, man hört Ausrufe wie „Wahnsinn!“, viele lassen sich vor gestürzten Baumriesen ablichten. „An den ersten Tagen nach dem Sturm hatte ich noch ein schlechtes Gewissen beim Fotografieren“, sagt eine junge Frau, die an einem Baum posiert, „aber jetzt machen es ja alle.“

Uta Walter ist mit ihrem Mann aus Dortmund zu Besuch — eigentlich nicht des Sturms wegen: „Als wir hier vorbeikamen, mussten wir aber mal schauen. Wir hatten es uns längst nicht so heftig vorgestellt“, sagt die Frau mit staunendem Blick.

Die Feuerwehr warnt weiter vor dem Betreten der Parks, Äste könnten herabfallen. Sprecher Heinz Engels wundert besonders, dass Menschen kleine Kinder herbringen. „Unsere Appelle an die Vernunft richten sich aber an alle.“