Kindesentzug? Vater brachte 13-Jährige in den Irak
Da die Mutter ein gutes Wort für ihren Ex einlegte, stellte die Richterin das Verfahren ein.
Auch Ninive (13, Namen geändert) probte gegen ihre Mutter den Aufstand. Die wollte, dass sich Papa Ahmet (45) darum kümmert. Doch der brachte das Mädchen in den Nordirak — ohne Wissen der Mutter. Deshalb stand er gestern vor Gericht. Trotz Scheidung und jeweils neuer Partner verstand sich das Paar eigentlich gut. Und als Mutter Lya (43) mit ihrer Jüngsten nicht mehr klar kam, informierte sie den Vater. Der Bauingenieur erklärte sich bereit, seine trotzige Tochter aufzunehmen. Gemeinsam ging man zum Anwalt und übertrug Ahmet das Aufenthaltsbestimmungsrecht über Ninive. Doch die Mutter glaubte, dass der Vater das Mädchen mit nach Köln nehmen würde. Denn dort lebte dessen Lebensgefährtin. Ahmet selbst wohnte nur wenige Wochen im Jahr dort. Lebensmittelpunkt seiner Familie war im Irak.
Angeblich sei sie dort von Verwandten des Vaters eingesperrt gewesen, durfte nicht zur Schule gehen und keinen Kontakt zur Mutter aufnehmen. Dem widersprach Ahmet gestern: „Sie durfte telefonieren und war natürlich nicht eingesperrt.“ Die Mutter gab ihre Tochter nicht auf. Über einen Onkel gelang dem Mädchen nach sieben Monaten die Flucht aus dem Irak.
Vor Gericht behauptete der Angeklagte, mit der Übertragung des Aufenthaltsbestimmungsrecht habe er Ninive auch ins Ausland schaffen dürfen — zumal das Mädchen freiwillig mitgekommen war. Dass ihr Ex ein liebevoller Vater ist, das bestätigte Lya am Donnerstag. Auch, dass sie jetzt keine Bestrafung ihres Ex mehr wünsche, damit die Tochter weiter ein gutes Verhältnis zu ihm haben kann.
Deshalb stellte die Richterin das Verfahren wegen Kindesentzug gegen Zahlung von 1000 Euro an den Kinderschutzbund ein.