Künstler Jörn Stoya: „Ich habe gewartet, bis die Farbe kommt“
Der Künstler Jörn Stoya präsentiert in der Galerie Petra Rinck eine große Strahlkraft reiner Pigmente.
Düsseldorf. Jörn Stoya ist 60 Jahre alt, und plötzlich blüht seine Malerei auf. Der Meisterschüler von Gotthard Graubner hat die Farbe nie verleugnet. Er arbeitete mit transparenten Folien, zuletzt mit purem, schwarzem Kohlenstaub. Nun sagt er: „Ich habe gewartet, bis die Farbe kommt. Sie kam überfallartig.“ Jetzt zeigt er in der Galerie Petra Rinck, was daraus geworden ist: eine neue Pracht, eine unendliche Strahlkraft.
Er nimmt kein Leinen und einen Kunststoff mehr, sondern Baumwolle, deren Fasern leicht aufstehen. Darin verfängt sich das Pigment, mit dem er neuerdings arbeitet. Er erzählt von einer ungewöhnlichen Technik: „Die Malerei liegt auf dem Tisch. Die Umrisse und Kanten von einer Farbe zur anderen entstehen durch den Staubsauger.“
Er legt Schicht über Schicht, staubige oder sahnige Pigmente, leichte oder schwere Farbpartikel. Damit sie sich nicht vermischen, bedeckt er sie mit Firnis, so dass man durch die diversen Lasuren hindurch blicken kann. Er arbeitet solange an einem Bild, bis der Klang stimmt, bis die Farbe dem Betrachter entgegen leuchtet. Das hat nichts mehr mit Gotthard Graubner zu tun, der mit Ölfarben und Verdünner arbeitete und die Farben mit einem großen Schrubber traktierte, damit sie in seine Kissen einsinken. Dennoch leben die Bilder des einen wie des anderen aus den Tönen in Hell und Dunkel, Warm und Kalt.
Stoya geht das volle Risiko ein, dass ein Werk misslingt und weggeworfen werden muss. Ölmalerei könne man korrigieren und übermalen, beim Farbstaub geht das nicht. Er arbeitet nicht nach Skizzen, sondern fängt einfach an und lässt sich inspirieren von dem, was er schon hat. Er reagiert von Farbe zu Farbe. Den Staubsauger benutzt er zum Komponieren, zum Absetzen der einen Farbe gegen die andere. Er verengt die Löcher der Düsen mit Papier, um gezielt wegzunehmen und die nächste Schicht zu sprühen. Er benutzt den Staubsauger wie ein Malutensil. Eigentlich weiß er ja seit 30, 40 Jahren, wie Farben korrespondieren, wie sie miteinander funktionieren. Aber jetzt beweist er malerische Souveränität. Es ist eine vergessene Lust, auf die er sich konzentriert.
Seine Galeristin Petra Rinck nennt seine Farbe „hell, flirrend, geradezu künstlich.“ Die reinen Pigmente stehen frei und solitär auf dem Bild. Zum großen Teil sind es Tagesleuchtfarben, so dass die Bilder aus sich heraus zu leuchten scheinen. Zuweilen kommen dabei unmerklich Köpfe zutage, wie das kurze Erhellen eines Gedankens.