Kita Nord hilft Kita Süd
Seit einem Jahr gibt es eine bisher einmalige Partnerschaft zwischen zwei evangelischen Kindergärten.
<strong>Düsseldorf. Nord-Süd-Partner- und Patenschaften sind in Düsseldorf normalerweise das Thema der Eine-Welt-Gruppen. Gezielt unterstützen sie von hier aus Projekte in fernen ärmeren Ländern. Eine Nord-Süd-Partnerschaft innerhalb Düsseldorfs ist dagegen einmalig: Sie wird seit einem Jahr von den beiden evangelischen Kindertagesstätten in Lohausen und Oberbilk gepflegt. Ins Leben gerufen haben sie Ulrike Krämer und Rita Scherer. Sie leiten die Einrichtungen, lernten sich auf einer Weiterbildung kennen, befreundeten sich und tauschten sich regelmäßig aus. Rita Scherer, Leiterin der Kita an der Flügelstraße in Oberbilk, hatte da gerade so ein Erlebnis, das sie sehr beschäftigte: Eines ihrer Kinder kam bei kaltem Wetter mit Sandalen in den Kindergarten. Das einzige feste Paar Schuhe war kaputt. "Was machen eigentlich eure Eltern mit der ausgedienten Kleidung?" wollte Rita Scherer von Ulrike Krämer wissen. Die Leiterin der Kindertagesstätte "Unter dem Regenbogen" in Lohausen reagierte spontan. Im Erzieher-Team und der Elternschaft sprach sie an, dass es "eben nicht nur in Afrika arme Kinder gibt, sondern auch in unserer Stadt". Und in Oberbilk leben eben viele Menschen, die im Schnitt wesentlich weniger Geld zur Verfügung haben als die Familien in Lohausen. Mit einem Brief warb Krämer in ihrer Kita um Kleiderspenden und für die Patenschaft. Die wurde gleich von den Jüngsten verinnerlicht. "Eines unserer Kinder hatte zwei Euro gefunden. Die gab es mir für die Oberbilker Kita", erinnert sich Ulrike Krämer. Unterstützung bekam sie auch von den Müttern und Vätern. Gabi Sturm, Elternrätin und zweifache Mutter, erzählt: "Ich bekomme ja selbst gebrauchte Kleidung und Spielsachen. Wir sammeln sehr gerne für die Oberbilker und bringen die Sachen dort vorbei." Doch bei der Partnerschaft geht es um mehr als diese Spenden. "Wir haben mit unseren Kindern die Kita an der Flügelstraße besucht, das war ein toller Ausflug", sagt Gabi Sturm. Schließlich legen die Oberbilker großen Wert auf die musikalische Erziehung der Kinder. "Da konnten auch unsere Kinder ganz viele Instrumente ausprobieren."
Im Februar 2008 gibt es eine gemeinsame Musical-Premiere
Die Oberbilker reisten ebenfalls quer durch die Stadt, um zu sehen, wo ihre Partner leben. "Wie alle, die hier zum ersten Mal sind, haben sich die Kinder jedes Mal geduckt, als ein Flugzeug über unsere Einrichtung flog", berichtet Ulrike Krämer. Da ihre Einrichtung regelmäßig vom Flughafen zur Besichtigung eingeladen wird, will Krämer dafür sorgen, dass die Oberbilker beim nächsten Mal dabei sind.
Das nächste Projekt zur Vertiefung der Partnerschaft steht an. Die Kantoren Jens-Peter Enk (Oberbilk) und Susanne Hiekel (Lohausen) werden mit den Kindern das Musical "Moses" proben. "Wir werden alle großen Rollen doppelt besetzen, üben bis zur Generalprobe getrennt. Im Februar laden wir dann zur gemeinsamen Aufführung in die Jonakirche", kündigt Enk an.
Begeistert von dieser Zusammenarbeit ist Daniela Klein, Elternrätin in Oberbilk. "Wir leben in einem kritischen Stadtteil. Hier sind viele Menschen auf Sozialleistungen angewiesen, darunter leiden die Kinder." Deshalb findet sie die materielle Hilfe ebenso wichtig wie den Kontakt. "Dann kommen manche endlich mal aus Oberbilk raus", freut sich Klein. Für sie steht nach dem ersten Jahr Partnerschaft fest: "Hier profitiert jeder von jedem!"