Travel-Festival in Berlin Koch-Wettbewerb: Spitzenkoch vom Breidenbacher Hof misst sich am Campingkocher
Holger Rohkohl verwöhnt die Gäste des Breidenbacher Hofs mit exquisiter Küche. In Berlin möchte er bei einem Camping-Experiment überzeugen.
Düsseldorf. Holger Rohkohl sorgt im Breidenbacher Hof dafür, dass täglich mehrere hundert Essen serviert werden können — vom Frühstücksbuffet bis zum Angebot an der Bar. Der 36-Jährige ist der Küchenchef des Luxushotels. An seinen Arbeitsplätzen dort fehlt es ihm und seinem Team an nichts. Anfang März muss er mit weniger Ausrüstung auskommen. Beim Travel-Festival in Berlin, ein Messe-Event für abenteuerlustige Reisende, nimmt er am 9. März an einem Experiment teil.
Mehrere Köche der gehobenen Klasse werden mit Campingkocher, Pfanne, Topf, Messer, Löffel und einem Brett auskommen müssen. „Ich bin offen für Abenteuer“, sagt der 36-Jährige Küchenchef aus Düsseldorf dazu. Der Haken: Rohkohl habe noch nie einen Campingkocher in der Hand gehabt. Das letzte Zelt habe er vor Jahrzehnten im Garten der Eltern aufgebaut — Camping-Urlaub: Fehlanzeige.
Auf der Habenseite stehen dagegen etwa Kocherfahrungen unter freiem Himmel. Das bedeute für den Küchenchef im Urlaub Entspannung pur. Wenn er etwa ohne Zeitdruck Speisen etwas länger im Topf köcheln lassen kann. Dann koche er auch mal über einem Lagerfeuer ein Gulasch, erklärt Rohkohl. Auf den Grill kommen bei ihm etwa Fisch, Fleisch oder Gambas.
Eine weitere Erfahrung, die ihm beim Wettbewerb mit dem Campingkocher helfen könnte: „Das Einzige, was in der Küche planbar ist, ist das nichts planbar ist.“ Und das Einzige was dann helfe, sei eben Spontanität. Im Breidenbacher Hof heiße das etwa, auf verschiedenste Wünsche der Gäste einzugehen. An eine andere spontane Küchen-Aktion erinnert sich Rohkohl auch nach 15 Jahren: Damals arbeitete er in einer Gourmet-Küche im Schwarzwald. Bei einem Kartenwechsel sei er vor dem Mittagsmenü plötzlich sicher gewesen, dass vergessen worden war, die Polenta vorzubereiten.
„Ich war kurz davor, Risotto mit Safran einzufärben, damit es aussieht wie eine Polenta“, sagt er. Zu diesem Experiment sei es aber nicht gekommen: „Zum Glück hatte ein Kollege schon die Polenta gemacht.“ Seine Aufgabe im Breidenbacher Hof gleiche der eines Orchester-Dirigenten. 200 bis 280 Essen werden täglich ausgegeben. Zusätzlich können etwa auch mal 600 Canapés für ein Catering dazukommen.
In den letzten Tagen war er zusätzlich mit der Vorbereitung der Themenwoche „Nordische Küche“ beschäftigt, die ab Freitag beginnt. Dann stehen unter anderem „dreierlei gebeizter Lachs“ oder „porchierter Island-Kabeljau“ auf der Speisekarte.
Seine Campingkocher-Gerichte beim Travel-Festival in Berlin muss er sich spontan überlegen. Fest stehe, dass ein salziges und ein süßes Gericht zubereitet werden — mehr nicht. Die Zutaten bleiben bis zum Wettbewerb geheim. Dann komme es darauf an, kreativ zu sein. Trotzdem habe Rohkohl die Hoffnung, dass sich die Nachspeise auch ohne Campingkocher herstellen lässt. Seine Vorahnung: Die Hitze könnte sich langsamer verteilen als gewohnt. „Röstaromen werden dann schwierig“, sagt Rohkohl. Auch dann heiße es, spontan zu reagieren.
Zu dieser Einstellung passt, dass Rohkohl vor seiner Reise nach Berlin nicht mehr mit einem Camping-Kocher üben wird. Einzig die grundlegende Funktionsweise eines Gerätes möchte er sich vorher ansehen.
Egal an welcher Art von Kochstelle Holger Rohkohl stehe, ein Ziel habe er immer vor Augen: Mit einem Geschmack eine Erinnerung an die Kindheit wecken — „das schafft bei den Gästen Glücksgefühle“, sagt er.