Koeps Kino: Filmtipps für Düsseldorf

Diese Filme empfiehlt unser Kino-Experte für die nächsten Tage.

Foto: Miler&Müller Film/dpa

<h2>Symphony of Now

Neunzig Jahre nach „Berlin: Sinfonie einer Großstadt“ wollte sich Regisseur Johannes Schaff an einen modernen Musik-Score für den Doku-Klassiker machen: elektronische Musik statt der klassischen Orchestermusik. Doch dann entschied er sich, für die neue Musik auch neue Bilder zu nehmen. Anders als 1927 steht nicht das Alltagsleben der Berliner im Mittelpunkt, sondern vor allem das Nachtleben der Club- und Feierszene. Während Ruttmanns Experimentalfilm auch heute noch (nicht nur nostalgischen) Sehenswert hat, muss Schaffs jetztzeitiges Szene-Porträt diese Hürde noch nehmen.

Atelier, Fr/Sa 22 Uhr, Sa. 16.15 Uhr u. So 15.30 Uhr

Dunkle Wolken statt azurro. Für seine Rückkehr in die italienische Heimat hat sich Regisseur Gabriele Muccino („Ein letzter Kuss“) die Familie als Schoß des Zu-Hause-Gefühls gewählt. Auf die idyllischen Insel Ischia haben Alba und Pietro zur Goldenen Hochzeit in ihr nobles Ferienhaus geladen. Doch das traute Beisammensein zerfällt bald unter Eifersucht, Verdächtigungen und einer sich anbahnenden Affäre. Der Kino-Hit aus Italien braucht schon ein Publikum mit einem Faible für das turbulente italienische Familienleben um amore e dolore.

Atelier, Vorpremiere am Di. um 20 Uhr im ital. OmU

Nachdem Wim Wenders seinen Ruf als Dokumentarfilmer mit dem PR-Gag „Papst Franziskus“ ramponiert hat, bestätigt er mit seinem neuen Spielfilm seine Schwäche für prätentiöse Liebesschnulzen. Die Komposition aus Ozeanforscherin und Geheimagent, aus Tief(see)sinn und Terror-Thriller, aus Nobel-Lifestyle und Kerker-Elend wirkt so betulich wie unglaubwürdig konstruiert.

Cinema, Vorpremiere am Mo. um 19 Uhr (engl. OmU)

Lesbische Leibesfrucht? Die brasilianisch-französische Produktion von Juliana Rojas und Marco Dutra kombiniert das Thema von „Rosemary´s Baby“ mit homoerotischen Motiven. Die junge schwarze Krankenschwester Clara wird als Schwangerschaftsbetreuung für Ana angestellt. Die beiden Frauen verlieben sich und in einer märchenhaften Vollmondnacht entbindet Ana sterbend eine schreckliche Kreatur. Aus Liebe zu Ana zieht Clara das Werwolf-Wesen groß. Joel wird zu einem ganz normalen Jungen. Doch dann entwickelt er sich seltsam: Nachts schlafwandelt er und er hat großen Appetit auf Blut und Fleisch.

Metropol, tgl. (außer So.) um 21 Uhr (port. OmU)

Blinde Liebe. Werbemann Teo hat alles, was sein eitles Ego verlangt: Erfolg, Frau und Geliebte und sprechen kann er auch mit seinem Saugroboter. Doch als er eines Tages zur Physiotherapie muss, lernt er in der blinden Osteopathin Emma eine ganz neue Dimension der Wahrnehmung kennen: die des Fühlens und nicht-Sehens. Silvio Soldini („Brot und Tulpen“) inszeniert mit der großartigen Valeria Golino eine Romanze abseits vom Behinderten-Mitleid.

Metropol, tgl. 18.30 Uhr (am Mi. im ital. OmU)

Von wegen unbeschwerte Kindheit auf dem Lande. Für die kleine Frida ist der Wechsel von Barcelona in die katalanische Provinz mit einem bitteren Beigeschmack verbunden: Nach dem Krebs-Tod ihrer Mutter wächst sie nun bei ihrem Onkel und dessen Familie auf. Doch weder die Spielkameradin Anna noch die liebevolle Aufnahme in der Familie und die Abenteuer in der Natur können die Traurigkeit der 6-jährigen gänzlich überdecken.

Metropol, tgl. 16 Uhr (am Mi. im span./katal. OmU)

Reise-Dokus wie „Weit“ erfreuen sich im Kino teilweise einer erstaunlichen Popularität. Mit der eigenen Digi-Cam filmte Christian Vogel seinen Selbstfindungs-Trip auf dem Motorrad um die Welt. Das zweistündige Opus erzählt von der Freiheit auf zwei Rädern, die irgendwann auf dem knallharten Boden des Asphalts landet. Schwer verletzt strandet er nach einem Unfall in Indien, das Motorrad kann nicht repariert werden, die medizinische Versorgung ist schlecht. Solch existenzielle Situationen heben den Globetrotter-Report von „Geo“-Reportagen ab, zeigen aber eher einen Ego-Trip als eine Weltreise.

Metropol, Düsseldorfer Premiere am So. um 19 Uhr mit Gästen

In Bubenhausen geht die Post nicht grade ab. Insofern ist Tonis Rückkehr aus Berlin in die Provinzheimat auch ein Eingeständnis des Scheiterns. Ob mit Skateboard oder lila Perücke, die junge Frau irritiert Dorfpolizisten ebenso wie den Pfarrer. In der lebenslustigen Lesbe Rosa findet Toni eine Gefährtin für ihren Daseinskampf im Niemandsland. Das gefeierte Kinodebüt von Lisa Miller erfindet den Heimatfilm neu und umschifft die Fallstricke der Dorf-Deppen-Denunziation mit einer ganz eigenen Form von Selbstironie.

Metropol, tgl. 16.15 Uhr

Die Konstellation von „Die schöne und die Bestie“ deutete Walerian Borowczyk 1975 explizit erotisch. Die anstehenden Heirat des Sohnes des verarmten Marquis de l´Esperance mit der vermögenden Tochter eines Geschäftsfreundes steht unter dem Schatten eines Fluchs. Denn nach einer alten Legende wird der jüngste Spross Mathurin sterben, sobald er heiratet. Der Braut fällt in der Ahnengalerie ein Bild von Romilda ins Auge. Die Urahnin hatte einst eine Begegnung im Schlosspark mit einem Untier. Magisch verzaubert gibt sich Lucy einer erotischen Phantasie mit dem Fellmonster hin. Einst wegen expliziter „Monstrositäten“ skandalisiert, ist der Film längst ein Kultfilm.

Metropol, am Fr. um 23.30 Uhr